Mittlerweile zirkulieren über 100 Millionen Dollar an BTC in dem Ethereum-Ökosystem. Das ist zwar nur ein Bruchteil der gesamten Marktkapitalisierung von Bitcoin, allerdings ist es ein Trend, der zunimmt. Ist Ethereum als Plattform einer dezentralen Finanzwirtschaft eine Gravitationsquelle für digitale Assets, der sich nicht einmal Bitcoin entziehen kann?
Bitcoin gerät in den Ethereum-Strudel
Die Ethereum-Blockchain war seit eh und je der Spielplatz vieler Crypto-Projekte, die noch in den Kinderschuhen steckten. Einige, die über die Jahre gereift und gewachsen sind, haben sich über die Zeit abgenabelt und sind auf ihre eigene Blockchain umgestiegen, um auf eigenen Füßen zu stehen. Nicht wenige von solchen Projekten wurden sogar regelrecht aufmüpfig und bezeichneten sich als “Ethereum Killer”. Doch wie wir heute wissen, ist Ethereum fast genauso weit davon entfernt, von irgendeinem Konkurrenten als vorreitende Smart Contract Plattform abgelöst zu werden, wie Bitcoin als digitaler Store of Value.
Berichten zur Folge soll Ethereum seine Nische nach wie vor unangefochten dominieren. Untersuchungen zeigen, dass 80% aller Smart Contracts und dApps das Protokoll ihr Zuhause nennen. EOS liegt mit nur 9% weit abgeschlagen an zweiter Stelle. Der neueste Trend ist zudem, dass alles wieder zu seinem Ursprung zurückkehrt, um alles an einem Ort zu bündeln und dieser Ursprung heißt in diesem Fall Ethereum. Dabei kann, wie es scheint, sich diesem Sog nicht einmal der Vater aller Kryptowährungen Bitcoin entziehen.
Der Grund dafür? Dezentralisierte Finanzen oder auch kurzum DeFi genannt. Da Compound, Maker und andere nun erlaubnisfreie Finanzdienstleistungen anbieten, Bitcoin als Sicherheit verwenden, entscheiden sich viele Nutzer dafür, ihre BTC auf Ethereum zu migrieren, um ihrem digitalen Asset einen zusätzlichen Leverage zu verleihen oder schlichtweg passives Einkommen dadurch zu generieren.
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Ich meine, wer will heutzutage überhaupt noch still rumsitzen und BTC halten? In Zeiten von Dingen wie Yield Farming und Staking erscheint das doch langweilig.
Die kostbaren BTC werden hinterlegt, um im Austausch von 1:1 dafür ERC20-Platzhalter auf der Ethereum-Blockchain zu erhalten. Diese ERC20-Platzhalter sind also effektiv an den Wert von Bitcoin gebunden und kommen in verschiedenen “Farben”. Dabei reicht das Spektrum an Möglichkeiten für seine BTC ERC20-Platzhalter zu erhalten von der zentralisierten Variante mit WBTC bis hin zu der dezentralen Alternative mit renBTC.
Doch was BTC tatsächlich aktuell in Scharen zu Ethereum wie die Motten zum Licht führt, ist Compound gewesen. Nach der Einführung des COMP Yield Farmings Mitte Juni hat das Kreditvergabeprotokoll seinen BTC-Bestand von ca. 90 Mio. $ auf über 570 Mio. $ erhöht. Dies entspricht einem Anstieg von 533% in weniger als zwei Wochen.
MakerDAO hat es vor gemacht
Maker war die erste treibende Kraft – quasi die erste Versuchung für Bitcoin von seinem Thron herabzusteigen, die Leute dazu bewegt hat, BTC in größeren Mengen in Richtung Ethereum zu verlagern, nachdem das Protokoll im Mai den WBTC als Sicherheit für seine Kredite hinzugefügt hatte. Der WBTC erreichte jedoch seine Verschuldungsgrenze von 10 Mio., sodass die ansteigende Menge der neuen BTC, die in Maker festgehalten wurde, zum erliegen kam.
Aktuell haben die “Governance Facilitators” im Namen der “Maker Governance Community” eine “Governance Poll” in das Wahlsystem integriert. Die Gemeinschaft kann diese Umfrage nutzen, um sich für oder gegen die Erhöhung der WBTC-Schuldenobergrenze von 10 auf 20 Millionen und die Erhöhung der WBTC-Risikoprämie von 1% auf 2% auszusprechen. Es wird davon ausgegangen, dass die Abstimmung zu Gunsten der Erhöhung abgeschlossen wird, sodass noch mehr BTC von Ethereum und seiner dezentralisierten Reservebank eingeatmet werden.
Eine weitere treibende Kraft hinter dem jüngsten Anstieg der BTC bei Ethereum ist Balancer. Balancer ist ein Liquiditäts- und Vermögensverwaltungsprotokoll, das Anfang des Monats das Yield Farming einführte. Balancer hat seit dem 1. Juni 1.660 BTC in sein Protokoll aufgenommen, was einem Wert von etwa 15 Millionen $ entspricht.
BTC und DeFi
Der letzte Magnet für BTC auf Ethereum war Curve. Curve ist ein Automated Market Maker (AMM)-Protokoll, das für seinen hocheffizienten Handel mit Stablecoins bekannt ist. Der aufstrebende AMM hat vor kurzem einen BTC-Pool ins Leben gerufen, der drei Hauptgattungen von BTC umfasst, darunter WBTC, RenBTC und sBTC. Letztere stellt die von der SNX besicherte BTC-Version von Synthetix dar.
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Das Interessante am Curve BTC-Pool sind die zugrunde liegenden Anreize zur Ertragssteigerung. Das Ren Protocol und Synthetix haben sich zusammengetan, um eines der komplexesten Multi-Asset-Yield-Farming-Systeme anzubieten, welches das DeFi-Ökosystem bisher gesehen hat. Benutzer, die Curve mit BTC-Liquidität versorgen, erhalten nicht nur Handelsgebühren, sondern auch SNX-, REN-, BAL- und CRV-Anreize. Infolgedessen hat sich in diesem BTC-Pool bereits nach wenigen Wochen seiner Einführung 16 Mio. $ an BTC angesammelt.
Das gemeinsame Thema ist hier das Yield Farming. Der Anreiz, einheimische Protokoll-Token zu verdienen, ist für die Nutzer einfach zu verlockend. Die Leute können einfach nicht der Versuchung widerstehen, ihre sonst so gehüteten und kostbaren BTC zu benutzen, um Belohnungen zu verdienen, die normalerweise zwischen einem Jahreszins von 30% – 100% liegen.
Die Schlacht um BTC auf Ethereum
WBTC dominiert derzeit den Markt in Bezug auf tokenisierte Bitcoin auf Ethereum. Ungefähr 78% aller BTC auf Ethereum werden durch WBTC repräsentiert. Doch mit der Einführung von RenVM beim Ren-Protokoll betrat ein neuer Herausforderer die Arena – renBTC.
Nach dem Start Anfang Juni hat das Ren-Protokoll allein im vergangenen Monat fast 10 Millionen $ an neuen BTC auf Ethereum gelockt. Infolgedessen macht der RenBTC derzeit fast 10% aller auf Ethereum zirkulierenden BTC aus und die Tendenz ist steigend.
Das einzige, was dem renBTC fehlt, ist eine breite Palette von Integrationen über DeFi-Protokolle hinweg. Etwas, das nach wie vor weitgehend von WBTC dominiert wird. Da Ren jedoch weiterhin seine dezentralisierten Muskeln spielen lässt, werden in Zukunft wahrscheinlich mehr DeFi-Protokolle das renBTC unterstützen. Es entspricht einfach der Natur der Dinge.
WBTC & RenBTC die Platzhirsche auf Ethereum
Abgesehen von WBTC und RenBTC sind die Marktanteile der anderen Anbieter von BTC Platzhaltern auf Ethereum rückläufig. Die beiden nächstfolgenden Wettbewerber sind hBTC und imBTC, die zusammen 6,38% bzw. 5,44% aller BTC auf Ethereum ausmachen.
Während imBTC anfangs eine relativ beliebte Alternative zu WBTC war, hat es seit Anfang des Jahres einen erheblichen Teil seines Marktanteils verloren. Sein Marktanteil ist von 40,8% zurück auf 5,44% gefallen. Darüber hinaus stagniert der hBTC, da Huobis Version der ERC20-Bitcoins seit ihrer Einführung Ende Februar gerade mal 710 BTC anlocken konnte.
Der Trend seine BTC in die Richtung von Ethereum zu verschieben zeichnet sich immer deutlicher ab. Die Anreize dafür sind einfach zu verlockend. Jetzt, da Yield Farming wahnsinnig hohe passive Einkommensmöglichkeiten bietet (gleich wenn mit einem entsprechenden Risiko verbunden), kann sich Bitcoin der Anziehungskraft von Ethereum, befeuert durch DeFi, nicht mehr entziehen.
Der Trend ist da und das ist selbst für Bitcoin Maximalisten nicht unbestreitbar. Die Frage ist nur, wie viel BTC werden zukünftig noch auf Ethereum landen? Die Zukunft wird es zeigen.
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