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Chartanalyse: Warum die Technische Analyse der Charts sinnvoll ist & ihre Kritikpunkte

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Von Mister Coinlover-April 14, 2020

Herzlich Willkommen zu unserem Ratgeber rundum die Chartanalyse. Stellst du dir vielleicht aktuell die Frage, was die Technische Analyse überhaupt ist? Oder ob sie sinnvoll ist oder eher dem Lesen von Kaffeesatz gleicht? Ist es wirklich möglich, anhand der Charts fundierte Aussagen über zukünftige Bewegungen der Kurse zu treffen?

Wenn dir diese oder ähnliche Fragen momentan durch den Kopf kreisen und es dir nach einer Antwort dürstet, bist du hier genau richtig! Hier geben wir dir einen genauen Einblick in das, was sich hinter der Chartanalyse verbirgt. Wir werden dir erklären, warum der Markt alles diskontiert. Wir werden die technische Chartanalyse der fundamentalen Analyse gegenüberstellen. Darüber hinaus werden wir diskutieren, ob die Technische Analyse für verschiedene Anlageinstrumente anwendbar ist. Ist die Chartanalyse für Bitcoin beispielsweise die gleiche wie für Aktien oder Devisen? Und wir werden natürlich auf die gängigsten und am weitesten verbreiteten Kritikpunkte eingehen.

Eine genaue Übersicht der einzelnen Kapitel findest du im Inhaltsverzeichnis. Hier hast du auch die Möglichkeit, durch das Klicken auf das jeweilige Kapitel zu den entsprechenden Inhalten vorzuspulen. Doch das war genug der Vorrede, lass uns mit dem Ratgeber rundum die technische Chartanalyse jetzt starten!


Ein Muss für jeden ambitionierten Trader und Investor!

Ein Großteil der Erklärungen dieses Artikels basieren auf dem Buch Technische Analyse der Finanzmärkte von John J. Murphy. Dieses Buch gilt als die Bibel der Chartanalyse. Es ist eine Pflichtlektüre für Anfänger als auch für Fortgeschrittene und sollte immer griffbereit in Schreibtischnähe liegen. Jetzt auf Amazon bestellen.


Was ist die technische Chartanalyse?

Die Technische Analyse ist das Studium von Marktbewegungen. Hier werden in erster Linie Charts eingesetzt. Das Ziel dieser Analyse ist zukünftige Kurstrends vorherzusagen. Der Begriff „Marktbewegung“ selbst beinhaltet bereits drei wesentlichen Informationsquellen, die Tradern und Investoren zur Verfügung gestellt werden. Diese sind der aktuelle Kurs, der Umsatz und das Open Interest. Letzteres findet allerdings in erster Linie nur Einsatz bei Futures und Optionen.

Wie jedes theoretische Modell basiert die technische Chartanalyse auf gewissen Grundannahmen, deren Gültigkeit als gegeben angesehen werden. Das heißt in anderen Worten, dass vorausgesetzt wird, dass diese Annahmen richtig sind. Auf deren Richtigkeit baut die gesamte Argumentation und Forschung dieses Studiums auf. Sie sind quasi der Grundpfeiler auf dem das Fundament der technischen Chartanalyse errichtet wurde. Diese Annahmen sind die folgenden drei:

  1. Die Marktbewegung diskontiert alles.
  2. Kurse bewegen sich in Trends.
  3. Die Geschichte wiederholt sich selbst.

Lass uns auf jeden dieser Punkte noch einmal im Detail eingehen.

1. Die Marktbewegung diskontiert alles

Die Behauptung „die Marktbewegung diskontiert alles“ umschreibt das, was wahrscheinlich der Grundstein der Technischen Analyse ist. Alles was folgt und innerhalb der Chartanalyse besprochen wird, baut auf dieser Prämisse auf.

Diese Annahme, dass die Marktbewegung alles diskontiert, setzt voraus, dass alles, was möglicherweise die Kurse beeinflussen kann, durch den aktuellen Marktpreis widergespiegelt wird. Das schließt alle Faktoren mit ein, ganz gleich ob sie fundamental, politisch, psychologisch oder sonst irgendetwas sind. Daraus lässt sich ableiten, dass nichts weiter als die technische Chartanalyse und die damit verbundene Untersuchung der Charts von Nöten ist. Diese gibt nämlich nicht nur alles wieder, was war und ist, sondern darüber hinaus die Annahmen über das, was noch sein wird.

Als Essenz dient hier das ökonomische Grundprinzip, dass die Kursbewegung das Resultat aus dem Angebot und der Nachfrage ist, unter Berücksichtigung aller relevanter Einflussfaktoren. Natürlich steigen die Kurse, wenn die Nachfrage das Angebot übertrifft. Ist das Angebot höher als die Nachfrage, sollten die Kurse im Umkehrschluss fallen.

Warum Kurse steigen oder fallen, ist bei der technischen Chartanalyse allerdings nebensächlich. Denn wenn alles, was den Kurs beeinflusst, letzten Endes durch den Marktpreis widergespiegelt wird, ist folgerichtig nur das Studium der Kursbewegungen nötig. Der technische Analyst weiß, dass es Gründe dafür gibt, warum Märkte hoch oder runter gehen. Er oder sie glaubt nur nicht, dass das Wissen um diese Gründe bei der Prognose nötig ist. Durch die Untersuchung des Kurses mit Hilfe einer Bandbreite an technischen Indikatoren kannst du Annahmen darüber treffen, in welche Richtung sich der Preis wahrscheinlich entwickeln wird.

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2. Kurse bewegen sich in Trends

Das Konzept des Trends ist für die Technische Analyse absolut unentbehrlich. Die Darstellung eines Marktes durch einen Chart hat einzig und allein die Funktion, Trends bereits in den frühen Phasen ihrer Entwicklung zu identifizieren.

Wenn es um Trends geht, gilt eine Aussage, die sich jeder Investor und Trader am Besten auf einen Merkzettel in Großbuchstaben schreiben sollte.

Ein Trend in Bewegung setzt sich mit größerer Wahrscheinlichkeit fort, als dass er sich umkehrt.

Diese Aussage hat seinen Ursprung in der Physik. Genauer gesagt handelt es sich um eine Anpassung an Newtons Erstes Gesetz der Bewegung. Grundsätzlich erfordert es viel mehr Energie, die Richtung eines Gegenstands in Bewegung umzukehren, als diese fortzusetzen. Diesen physikalischen Grundsatz macht sich auch die technische Chartanalyse zu eigen. Für dich als Chartanalyst gilt es immer einem existierenden Trend zu folgen, bis er Anzeichen der Umkehr zeigt.

✍️Merke dir: Ein Trend in Bewegung setzt sich mit größerer Wahrscheinlichkeit fort, als dass er sich umkehrt.

3. Die Geschichte wiederholt sich selbst

Die menschliche Psychologie und ihr Studium ist ein wesentlicher Bestandteil der Technischen Analyse. Nehmen wir Kursformationen als Beispiel. Diese sind lediglich aus den Charts entstehende Bilder, die in den letzten hundert Jahren identifiziert und kategorisiert wurden. Diese Bilder reflektieren die Psychologie des Marktsegments.

Da die Kursformationen in der Vergangenheit funktioniert haben, gilt die Annahme, dass sie auch in Zukunft funktionieren werden. Diese Aussage wird durch das Argument untermauert, dass sich die menschliche Psychologie sich ebenfalls nicht ändert. Daher wiederholt sich unabhängig von der technischen Chartanalyse die Geschichte immer wieder. Wenn wir weit genug auszoomen, werden wir erkennen, dass sich die Technologie ändert und damit die Art und Weise wie wir Menschen etwas tun. Doch wir Menschen ändern uns in unserem Kern nicht und damit auch nicht, warum wir etwas tun.

Je weiter wir in die Vergangenheit schauen können, desto weiter können wir wahrscheinlich in die Zukunft sehen. – Winston Churchill

Der Schlüssel zum Verständnis der Zukunft liegt aus diesen Gründen im Studium der Vergangenheit.

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Technische Chartanalyse vs. fundamentale Analyse

Oft erlebt man, dass sich Investoren und Trader in zwei Lager aufspalten. Die einen verfolgen die technische Chartanalyse, während die anderen sich voll und ganz auf die fundamentale Analyse der Märkte stützen.

Das Ziel der Fundamentalanalyse ist es, alle relevanten marktbeeinflussenden Faktoren zu untersuchen, um den inneren Wert dieses Marktes bestimmen zu können. Der innere Wert ist das, was ein Gut nach fundamentalen Kriterien aktuell wert ist. Auch hier gilt das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Liegt der innere Wert unter dem aktuellen Marktpreis, dann ist der Markt überbewertet. Für Trader ist es das Signal zu verkaufen, also am Markt short zu gehen. Liegt der Marktpreis unter dem inneren Wert, ist der Markt im Umkehrschluss unterbewertet und es sollte gekauft, also long gegangen werden.

Beide Ansätze versuchen, dasselbe Problem zu lösen. Sowohl bei der technischen wie auch fundamentalen Analyse geht es nämlich darum, die Richtung zu bestimmen, in die sich die Preise wahrscheinlich entwickeln werden. Sie nähern sich dem Problem nur von zwei verschiedenen Seiten an. Die Fundamentalanalyse studiert die Ursachen von Marktbewegungen. Bei der Technischen Analyse werden ihre Auswirkungen untersucht.

Die fundamentale Analyse hinkt aus der Sicht der Chartanalyse daher immer einen oder sogar mehrere Schritte hinterher. Dieser Vorwurf wird dadurch erklärt, dass die Marktbewegung dazu tendiert, den bekannten Fundamentals vorauszulaufen.  Die bekannten fundamentalen Faktoren sind nämlich aus Sicht der Technischen Analyse bereits von der Marktbewegung diskontiert worden und „in den Kursen enthalten“. Die aktuellen Kurse reagieren hingegen auf die unbekannten Fundamentals. Diese unbekannten Faktoren werden in Zukunft die Antwort darauf liefern, warum die Kurse sich bewegt haben, wie es eben der Fall war. Der Chartanalyst möchte aber nicht auf diese zusätzliche Bestätigung warten, da bis dahin ein Großteil der dazu gehörigen Bewegung bereits (wenn nicht vollständig) vorbei ist.

Wenn ein Trader zwischen einem der beiden Ansätze wählen müsste, würde seine Wahl logischerweise auf die Technische Analyse fallen. Der Grund dafür ist, dass die technische Chartanalyse per Definition die Fundamentals beinhaltet. Es ist möglich, die Finanzmärkte allein durch Nutzung des technischen Ansatzes zu traden. Es ist allerdings zweifelhaft, dass der Markt allein auf fundamentaler Basis erfolgreich getradet werden kann, ohne die technischen Aspekte mit einzubeziehen.

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Die Stärken der Technischen Analyse

Die technische Chartanalyse weist einige Stärken auf, die, alleine genommen, bereits das Studium der Charts sinnvoll gestalten. In diesem Kapitel wollen wir einige dieser Stärken näher ausführen und verdeutlichen, warum die Technische Analyse für alle Trader und Investoren eine Rolle spielen sollte.

Das richtige Timing

Der Entscheidungsfindungsprozess wird in zwei separate Stufen unterteilt, die Analyse und das Timing. Aufgrund des hohen Leverage Faktors in den Terminmärkten (Futures) ist das Timing in dieser Arena besonders kritisch. Es ist hier durchaus möglich, auf der richtigen Seite des generellen Markttrends zu sein und trotzdem Geld zu verlieren. Bei dem Handel mit Leverage, kann bereits eine relativ kleine Kursbewegung in die falsche Richtung den Trader aus dem Markt werfen. Das Resultat ist der Verlust seiner gesamten hinterlegten Margin. Den Luxus einfach zu HODLN haben Terminhändler daher nicht. Eine Buy-and-Hold-Strategie lässt sich den Handel mit Futures nicht anwenden. Daher ist das richtige Timing hier von ganz besonderer Bedeutung.

In der ersten Phase, dem Prognoseprozess, können sowohl der technische als auch der fundamentale Ansatz angewendet werden. Das richtige Timing aber, also zu welchem Zeitpunkt du möglichst profitabel in den Markt ein- bzw. aussteigst, ist eigentlich nur durch das Anwenden der Technischen Analyse möglich.

Die technische Chartanalyse als flexibler Allrounder auf allen Märkten

Eine der größten Stärken der Technischen Analyse ist ihre Anpassungsfähigkeit an praktisch jeden Handelsgegenstand. Weder bei Kryptowährungen, Aktien und Devisen, noch bei Futures gibt es einen Bereich, wo diese Prinzipien nicht anwendbar sind.

Mit Hilfe der Chartanalyse kannst du so viele verschiedene Märkte handeln, wie es dir beliebt. Jemanden, der sich auf die fundamentale Analyse stützt, ist das nicht möglich. Aufgrund der enormen Datenmengen, mit denen sich der Fundamentalanalyst beschäftigen muss, tendiert dieser meistens dazu, sich zu spezialisieren. Natürlich bringt die Spezialisierung ebenfalls Vorteile mit sich. Die Vorteile der technischen Chartanalyse überwiegen hier aber eindeutig.

Märkte durchlaufen aktive und ruhige Perioden, Trendphasen und Nicht-Trendphasen. Mit Hilfe der technischen Analyse bist du vollkommen frei. Du kannst dich von einem beliebigen Markt in den nächsten bewegen, was dir eine schier endlose Palette an Handelsmöglichkeiten bietet. Dem Fundamentalist, der sich auf einen bestimmten Markt spezialisiert hat, ist das nicht möglich. Seine Opportunitätskosten, die seiner Spezialisierung gegenüberstehen, sind damit immens.

Wenn du zudem mehrere Märkte verfolgst, bekommst du ein ausgezeichnetes Gefühl dafür, was die Märkte im Allgemeinen tun. Du kannst durch die Kursbewegung eines Marktes oder Segments wertvolle Hinweise auf die zukünftige Trendrichtung anderer Märkte erhalten. Zwischen vielen Märkten existieren enge wirtschaftliche Beziehungen und sie reagieren ähnlich auf vergleichbare ökonomische Faktoren oder Muster.

Die Technische Analyse kann sogar bei ökonomischen Prognosen eine Rolle spielen. So sagt uns z.B. die Trendrichtung der Rohstoffpreise etwas über die Inflationsentwicklung. Sie gibt dir Aufschluss über die Stärke oder Schwäche einer Konjunktur.

Das Handeln auf verschiedenen Zeithorizonten

Eine weitere Stärke der Chartanalyse ist ihre Fähigkeit, verschiedene Zeithorizonte zu meistern. Egal, ob du sie für kleinste Kursänderungen innerhalb eines Handelstages für Day Trading benutzt, oder ob du den mittelfristigen Trend handelst. Es gelten dieselben Regeln.

Langfristige technische Vorhersagen sind zudem ein Zeithorizont, der häufig übersehen wird. Die in manchen Kreisen herrschende Ansicht, dass die technische Chartanalyse nur im kurzfristigen Bereich von Nutzen sei, ist einfach nicht wahr. Tatsache ist, dass langfristige Voraussagen mit Wochen- und Monatscharts, die mehrere Jahre zurückreichen, sich als extrem nützliche Anwendungen technischer Prinzipien erwiesen haben.

Sobald du die Regeln der Technischen Analyse gänzlich verstanden hast, wirst du sie mit enormer Flexibilität anwenden können. Dies gilt sowohl aus der Sicht des zu analysierenden Handelsgegenstandes als auch des zu untersuchenden Zeithorizonts.

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Ist die technische Chartanalyse wirklich für alle Märkte gleich?

Es wird häufig die Frage gestellt, ob es für die Technische Analyse wirklich keine Rolle spielt, was du handelst und ob für den Handel mit Bitcoin beispielsweise dieselben Regeln gelten wie für den Handel mit Gold oder dem Handel von Devisen. Die kurze Antwort wäre ja, die längere Antwort ist nein.

Wie das sein kann? Ganz einfach. Die Basisregeln sind für alle Märkte und Handelsinstrumente dieselben. Allerdings gibt es einige signifikante Unterschiede zwischen einzelnen Märkten, die ebenfalls einen Einfluss auf die Art und Weise haben können, wie du deine technische Analyse durchführst.

Historisch betrachtet wurden die Methoden der Technischen Analyse für Prognosen am Aktienmarkt angewandt. Später fanden sie auch immer mehr Anwendung auf dem Terminhandel und wurden dafür entsprechend angepasst. Heutzutage sind es Kryptowährungen und ihre Charts die vermehrt Gegenstand der Technischen Analyse werden.

Die meisten der grundlegenden Hilfsmittel wie z.B. Japanese Candlesticks, Formationen, Umsatzverläufe, Trendlinien, gleitende Durchschnitte und Oszillatoren finden auf allen Märkten Anwendung. Trotzdem gibt es einige Unterschiede, die beachtet werden sollten und die auf die verschiedene Natur der einzelnen Märkte zurückzuführen sind und nicht auf die technischen Hilfsmittel selbst. Auf einige dieser Unterschiede wollen wir jetzt eingehen.

Die Preisstruktur

Die Preisstruktur von Terminkontrakten ist beispielsweise viel komplizierter als diejenige von Aktien. Der Trader muss die Kontraktspezifikationen jedes Marktes lernen: An welcher Börse gehandelt wird, wie jeder Kontrakt notiert wird, was die minimalen und maximalen Preisänderungsraten sind und welche zusätzlichen Gebühren bei der Handelsentscheidung mit einfließen müssen.

Eine begrenzte Lebensspanne

Im Gegensatz zu Aktien oder Kryptowährungen haben Terminkontrakte ein Verfallsdatum. Der Trader muss wissen, welche Kontrakte er handeln und welche er vermeiden soll. Für neue Kontrakte muss es neue Charts geben, zusammen mit ihren eigenen technischen Indikatoren.

Geringere Marginanforderungen

Dies ist wahrscheinlich der wichtigste Unterschied zwischen Assets wie Kryptowährungen, Aktien und Rohstoffen und Futures. Alle Terminkontrakte werden auf Basis einer Margin gehandelt. Diese entspricht in der Regel nur einem Bruchteil des Kontraktgegenwerts. Das Resultat dieser niedrigen Marginanforderungen ist ein riesiger Hebel. Dadurch werden bereits relativ kleine Kursbewegungen in ihrem Einfluss auf das Handelsergebnis vergrößert. Aus diesem Grund ist es möglich, mit Terminkontrakten sehr schnell sehr große Geldsummen zu gewinnen oder zu verlieren.

Die Volatilität

Der Handel mit Leverage bei Futures sorgt automatisch für eine höhere Volatilität. Eine eigentliche Preisänderung von 1% entspricht bei einem 10-fachen Hebel bereits einer Änderung von 10%. Doch nicht nur auf den Futures Märkten herrscht hohe Volatilität. Auch auf dem Kryptomarkt sind tägliche prozentuale Änderungen im zweistelligen Bereich nichts ungewöhnliches. Trader suchen gezielt nach Märkten mit hoher Volatilität, denn sie bedeuten bessere Gelegenheiten. Allerdings geht dies mit einem höheren Risiko einher.

Vom Standpunkt der Technischen Analyse kommt dem Timing aufgrund der hohen Volatilität eine viel größere Bedeutung zu als bei beispielsweise Aktien. Gerade aus diesem Grund werden die Fertigkeiten beim technischen Trading unerlässlich für ein erfolgreiches Abschneiden beim Handel mit Kryptowährungen oder Futures.

Der Zeithorizont

Umso volatiler ein Markt ist, desto geringer ist in der Regel der Zeithorizont des Traders. Händler in Aktienmärkten neigen dazu, mehr auf das längerfristige Bild zu schauen und in Zeitfenstern zu argumentieren, die jenseits des Geschäftes des durchschnittlichen Kryptowährungs- oder Terminhändlers liegen. Für der Terminhändler bedeutet dies eine Verfeinerung der Timinginstrumente. Dementsprechend muss entweder das Zeitintervall angepasst werden, auf dem gehandelt wird oder die Indikatoren selbst.

Ein Beispiel hierfür ist der gleitende Durchschnitt. Die am meisten beachteten Durchschnittslinien bei Aktien werden über 50 und 200 Tage berechnet. In Terminmärkten hingegen liegen die meisten gleitenden Durchschnitte unter 40 Tagen. Eine gebräuchliche Kombination bei Futures sind beispielsweise 4, 9 und 18 Tage. Beim Daytrading handeln viele sogar auf Minuten- anstatt Tages-Charts.

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Kritikpunkte an der technischen Chartanalyse

Einige Kritikpunkte tauchen in praktisch jeder Diskussion um die Technische Analyse auf. Meistens basieren diese aber auf falschen Annahmen oder widersprüchlichen Argumenten und stammen oft von Menschen, die sich selbst nie die Mühe gemacht haben, sich mit der technischen Chartanalyse in der Tiefe zu beschäftigen. Daher wollen wir uns zum Abschluss auch diesen in Kürze widmen und falsche Annahmen aus der Welt schaffen.

Die Technische Analyse ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung

Mit Sicherheit hast du schon einmal von der sich selbst erfüllenden Prophezeiung gehört. Vielleicht sogar im Zusammenhang mit der technischen Chartanalyse. Bei dieser werden in der Regel vorrangig die folgenden zwei Argumente hervorgebracht:

  1. Die Anwendungen der meisten Chartformationen wurde in den letzten Jahren breit publiziert. Viele Trader sind mit diesen Formationen ganz gut vertraut und handeln auf sie alle gemeinsam. Dies bedingt eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Bullishe oder bearishe Formationen verleiten einen Großteil der Händler entweder zum Kaufen oder Verkaufen und dadurch werden die Kurse in die entsprechende Richtung bewegt.
  2. Chartmuster sind beinahe vollkommen subjektiv. Bisher war noch keine Studie erfolgreich, die irgendeine Formation mathematisch quantifiziert hat. Sie befinden sich buchstäblich einzig und alleine im Geist des Betrachters.

Diese zwei Kritikpunkte widersprechen sich gegenseitig, denn das zweite Argument hebt das erste bereits auf. Wenn Chartformationen komplett subjektiv wären, dann ist es schwer vorstellbar, wie jeder dieselbe Formation zur selben Zeit sehen kann. Dies ist aber die Basis für eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. In Wahrheit sind Chartformationen selten so eindeutig, wie sie im Lehrbuch stehen. So ist es sogar nicht selten, dass sich sogar erfahrene Technische Analysten in ihrer Interpretation nicht immer einig sind.

Kann die Vergangenheit dazu benutzt werden, die Zukunft vorherzusagen?

Eine andere häufig gestellte Frage dreht sich darum, ob es legitim ist, vergangene Kursdaten zur Vorhersage der Zukunft zu benutzen. Es überrascht, wie oft Kritiker der Technischen Analyse diesen Punkt vorbringen und zeigt nur, dass sie diesen offensichtlich noch nie zu Ende gedacht haben. Jede bekannte Prognosemethode, von der Wettervorhersage bis zur Fundamentalanalyse, basiert vollkommen auf dem Studium vergangener Daten. Wir als Menschen können die Zukunft nur abschätzen, indem wir vergangene vergleichbare Erfahrungen in die Zukunft projizieren.

Die Verwendung vergangener Kursdaten bei der technischen Chartanalyse zur Vorhersage zukünftiger Kursbewegungen sind daher nicht nur legitim, sondern gründen auf vernünftigen statistischen Konzepten. Wenn jemand ernsthaft diesen Aspekt der technischen Kursprognose in Frage stellen würde, müsste er auch die Gültigkeit jeder anderen Form von Prognosemethoden bezweifeln, die auf historischen Daten beruhen, also inklusive der makroökonomischen und fundamentalen Analyse.

Die Random-Walk-Theorie

Die Random-Walk-Theorie sagt aus, dass alle Preisänderungen periodisch unabhängig sind und dass die vergangenen Daten keinen verlässlichen Indikator für zukünftige Preistrends darstellen. Kurz gesagt, Kursbewegungen sind zufällig und nicht vorhersagbar. Die Theorie basiert auf der Hypothese effizienter Märkte, in denen Kurse frei und unbeeinflusst um ihren inneren Wert fluktuieren. Sie besagt auch, dass die beste Marktstrategie der einfache Buy-and-Hold-Ansatz ist und besser als jeder Versuch, den Markt zu schlagen.

Tatsächlich gelingt es einem Großteil der Händler nicht, den Markt auszuperformen, sodass die breite Masse besser damit bedient ist, einfache Investitionsstrategien wie das Dollar Cost Average oder Dollar Cost Value Verfahren anzuwenden. Doch dieser Umstand ist nicht auf eine fehlerhafte Disziplin zurückzuführen, sondern auf die Tatsache, dass viele Händler am Markt sich entweder nur viel zu oberflächlich mit der technischen Chartanalyse beschäftigen oder bei ihrem Handel grundlegende Dinge wie Trading Psychologie und Risikomanagement vollkommen außer Acht lassen.

Man sollte sich vor Augen halten, dass gerne auf den Zufall zurückgegriffen wird, wenn es eigentlich um die eigene Unfähigkeit geht, systematische Strukturen als Erklärung des Tatbestandes aufzudecken. Die Tatsache, dass viele Akademiker unfähig waren, die Existenzen solcher Muster zu entdecken, beweist nicht, dass sie nicht existieren. Daher war auch die ehemalige akademische Debatte darüber, ob sich Märkte in Trends bewegen, für den durchschnittlichen Marktanalysten oder Trader, der in der realen Welt handelt, wo Markttrends nun einmal klar erkennbar sind, nur von geringem Interesse.

Die Illusion der Zufälligkeit verschwindet nach und nach, wenn die Geschicklichkeit beim Lesen von Charts zunimmt.

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