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Terra Classic Comeback? Ein Deepdive für den USTC-Repeg Vorschlag

Von Mister Coinlover-Oktober 11, 2022

Ehemals bekannt als Terra Luna und umgetauft in Terra Classic, sollen die LUNC Coin und USTC zusammen wie der Phönix aus der Asche auferstehen. Asche, die aus den Überresten besteht, welche die Implosion der UST und LUNA Coin hinterlassen hat. Neben dem bereits implementierten Verbrennungsmechanismus soll nun ein Repeg der USTC (ehemals UST) Coin der nächste Schachzug in diesem Unterfangen darstellen.

In diesem Artikel schauen wir uns in der Tiefe an, was sich hinter diesem Vorschlag verbirgt, warum er großen Anklang findet und wie er Terra Classic und Haltern der LUNC Coin wieder auf die Beine helfen soll.

Terra Classic: Ein Phönix aus der Asche oder doch nur ein gebratenes Hänchen?

Im Mai 2022 implodierte Terra Luna, d.h. die UST und LUNA Coin, vollständig. Eine Todesspirale sorgte dafür, dass binnen weniger Stunden der Preis beider bis dahin hochdekorierten Kryptowährungen nahezu vollständig ihren Wert verloren haben.

Die Blockchain wurde darauf hin geforkt. Eine neue Blockchain, ohne UST, aber dafür mit dem alten Namen LUNA wurde ins Leben gerufen. Was zurück blieb, war die alte unveränderte Version der Blockchain mit einem Haufen vergleichsweise wertloser Coins. Um den Markennamen wieder frei zu geben, heißt diese alte, gebeutelte Version der Blockchain nun Terra Classic. Die damalige LUNA Coin heißt nun LUNC, während der “Stablecoin” UST unter dem Ticker USTC kursiert.

Das Angebot der LUNC Coin war während der Todesspirale, in der sich der damalige algorithmische Repeg-Mechanismus befand, exponentiell gewachsen. Währenddessen hat USTC mit einem aktuellen Wert von 0,04$ nur noch wenig mit einer an den US-Dollar gebundenen Stablecoin zu tun. Der Name, der Wert und scheinbar die Zukunft war dem Projekt genommen. Was allerdings blieb, ist eine Community mit einem eisernen Willen. Womöglich mit dem Mut der Verzweifelten.

Die Community hinter Terra Classic hat es sich auf die Fahne geschrieben, das Projekt zurück zu alter Größe zu führen. Das beinhaltet unter anderem das aufgeblähte Angebot der LUNC Coin nachhaltig zu reduzieren. Mit der Implementierung des Verbrennungsmechanismus, bei dem mit jeder Transaktion 1,2% des Transaktionsvolumen verbrannt wird, soll das bewerkstelligt werden.

Wie das folgende Diagramm von Statista zeigt, blieb diese Neuheit nicht ohne Effekt. Insbesondere durch die Implementierung des Verbrennungsmechanismus durch die Krypto Börse Binance erlebte die Burning-Rate der LUNC Coin (im Diagramm als LUNA Coin bezeichnet) einen signifikanten Aufwärtsschwung im Oktober.

Verbrennungsrate der LUNC Coin (ehemals LUNA Coin)

Quelle: Statista

Mit über 9 Milliarden Coins hat sich das Angebot von LUNC mittlerweile um mehr als 14 Basis Points, also 0,14% reduziert (Stand 4. Oktober). Das klingt prozentual gesehen nicht nach viel, allerdings ist es ein Anfang. Gleichzeit zeigt es, dass selbst im Optimalfall, die Sache viel Geduld braucht.

Doch wie gesagt, ist die Reduzierung der LUNC Coin nur die halbe Miete. Ein entscheidender Werttreiber der damaligen LUNA Coin war ihr Verhältnis zu dem algorithmischen Stablecoin UST. Zu jeder Zeit konnten Nutzer auf Terra 1$ LUNA verbrennen, um 1 UST zu prägen.

Verbrenne die LUNA Coin für die UST Coin und umgekehrt

Umgekehrt konnten sie auch 1 UST verbrennen, um LUNA im Gegenwert von 1$ einzulösen. Naja, das heißt, sie konnten es, bis dieser Mechanismus unterwandert wurde.


Lies mehr darüber in:
LUNA Coin: Wie Terra Luna & der UST Coin funktionieren


Doch wie genau, soll der Repeg für die völlig vom US-Dollar losgelöste USTC Coin aussehen? Der alte Mechanismus kann hierfür ja wohl nicht in Frage kommen, oder etwa doch?

Schauen wir uns an, wie der Vorschlag für den Repeg im Detail aussieht.

USTC Repeg: Das sind die Optionen

Im Grund genommen, scheint es nur zwei offensichtliche Lösungswege für einen Repeg zu geben. Entweder durch quantitative Lockerung oder aber quantitative Straffung.

Die quantitative Lockerung gilt in den letzten Jahrzehnten als das “Wundermittel” für die meisten modernen Volkswirtschaften. Ihre Methoden konnten wir zuletzt vorrangig in den USA mitverfolgen. Ihre Folgen sind derzeit weltweit spürbar. Die Inflation lässt grüßen.

Quantitative Lockerung sieht vor, die Geldmenge, in dem Fall von Terra Classic das Angebot der LUNC Coin, weiter zu erhöhen. Ein nicht allzu rosiger Ausblick für eine Community, die darum bemüht ist, das Angebot eben dieser Kryptowährung zu reduzieren.

Verschärft wird das Ganze durch einen knapp 10 Milliarden großen Schuldenberg in Form der USTC Coin. Jede Preisrallye beim LUNC Kurs droht durch spekulatives Söldnerkapital erstickt zu werden, das nur auf einen rasanten Anstieg wartet.

Die Umsetzung einer solchen Strategie kann also einen kurzfristigen Wachstumszyklus schaffen, wäre aber mittel- bis langfristig höchstwahrscheinlich nicht nachhaltig, da es nur zum dem Überangebot an LUNC beisteuern würde. Darüber hinaus würde jede Erhöhung des Angebots der LUNC Coin Investitionen für Neuankömmlinge unattraktiv machen. Sie müssten stets zukünftige erneute Ausdehnungen des Angebots fürchten. Entsprechend unpopulär war der vorige Repeg-Vorschlag, der diese Strategie verfolgte.

Rekapitalisierung von USTC durch quantitative Straffung führt die Hodler hingegen auf eine weitere schmerzhaftere Reise. Es sieht Versuche wie Sparmaßnahmen in Form von “Verbrennungssteuern”, Zinserhöhungen auf Staking-Prämien und verlängerte “Sperrfristen” vor. Es umfasst also alle Bemühungen, dass Angebot der USTC und LUNC Coin nachhaltig und gleichzeitig erheblichen zu verringern.

Doch wie soll ein solcher Weg aussehen?

Terra Classic Repeg Vorschlag: So soll es funktionieren

Der Vorschlag für einen Repeg auf Basis von einer quantitativen Straffung sieht wie folgt aus:

Um die langfristigen Kapitalinvestitionen anzuziehen, die für ein “Re-Peg” von USTC erforderlich sind, soll ein “antifragiles” Market-Maker-System eingerichtet werden. Dieses soll Anreize für neue Unternehmen schaffen, die bestehende Infrastruktur der Plattform auf eine Weise zu nutzen, die ein “positives Netzwerkwachstum” fördert und gleichzeitig “wirtschaftliche Instabilität verhindert”. Die Annahme lautet dabei, dass der Markt den LUNC Kurs in die Höhe treiben wird, wenn die Community den Netzwerkeffekt weiter ausbaut und gleichzeitig die derzeitige Preisvolatilität durch die Förderung von vermehrtem Staking und On-Chain-Nutzung stabilisieren kann.

Dies erfordert laut dem Vorschlag die Implementierung einer Reihe neuer Funktionen, die es ermöglichen, zusätzliche “Kapitalkontrollen” zu etablieren. Solche sollen es wiederum Unternehmern ermöglichen, neue Funktionen in einem Community-gesteuerten Netzwerk zu schaffen, ohne ein Risiko für das Kapital ihrer Investoren einzugehen. Und das alles bei gleichzeitiger Gewährleistung der Interoperabilität mit bestehenden Netzwerk-Assets wie Wallets, Endnutzern, Smart Contracts und was sonst noch alles so gibt.

Vorschlag für LUNC Coin und USTC Repeg

Quelle: Medium, Tobias Andersen

Ebenfalls vorgesehen ist eine Hardcap für USTC in Höhe von 10 Milliarden. Diese soll sicherstellen, dass niemand in der Lage ist, weitere USTC zu emittieren, wenn die Transaktion diese festgelegte Obergrenze überschreiten würde. Das Emittieren eines neuen “Rohstoff-Tokens” soll darüber hinaus das Verhalten des Terra Pools erweitern und gleichzeitig die Abwärtskompatibilität mit den bestehenden Token aufrechterhalten. Dadurch sollen neue “Waren-Token” geschaffen werden können, die parallel zu den aktuellen Protokoll-Token LUNC und USTC existieren. Im Gegensatz zu den von der Governance genehmigten Protokoll-Token wären diese jedoch eher mit “Warengeld” vergleichbar.

Die Zukunft der LUNC Coin bleibt ungewiss

Der Vorschlag findet innerhalb der Terra Classic Community großen Anklang und könnte tatsächlich in die Tat umgesetzt werden. Ob der Plan allerdings aufgeht, ist wiederum eine ganz andere Geschichte. Jedoch scheint diese Methode in den Augen vieler die bessere Narrative abzugeben, wenn es darum geht, den LUNC Coin zu retten.

Es sind oftmals zu komplexe Systeme, die zum Scheitern verurteilt sind. Hoffen wir, dass dies hier nicht der Fall sein wird. Doch erst einmal muss dafür die Governance diesen Vorschlag durchwinken, denn noch ist das letzte Wort hier nicht gesprochen.


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