Tether (USDT) und der von Facebook Inc. unterstützte Diem-Token hatten das zweifelhafte Vergnügen im Mittelpunkt eines kürzlichen Treffens der US-Aufsichtsbehörden zu stehen. Thema des Treffens waren die finanziellen Risiken, die für Staatswährungen von Stablecoins ausgehen.
Nun wird befürchtet, dass ein möglicher Tether Crackdown den gesamten Markt der Kryptowährungen ins Wanken bringen könnte.
USDT wird zur Hälfte durch Commercial Papers gedeckt
Wie Bloomberg gestern berichtete, fand ein Treffen der President’s Working Group on Financial Markets statt. Bei dieser Gruppe von Leuten handelt es sich um ein Team von Aufsehern unter der Leitung von US-Finanzministerin Janet Yellen.
In ihrem Fokus ist aktuell insbesondere Tether, der Emittent der führenden Stablecoin USDT. Die Behörden geben sich besorgt darüber, dass Tether wohl massive Mengen an Commercial Paper hält.
Ein Commercial Paper ist eine unbesicherte und kurzfristig angelegte Inhaberschuldverschreibung. Durch eine solche können sich insbesondere börsennotierte Großunternehmen für einen kurzen Zeitraum frisches Kapital besorgen. Diese Schuldverschreibungen werden in der Regel nur für wenige Tage bis zu einem Jahr ausgegeben. Üblicherweise werden sie für einen Zins von institutionellen Anlegern erworben.
Laut einer Unternehmenspräsentation machten solche Commercial Paper Ende März etwa die Hälfte der Reserven von Tether in Höhe von rund 60 Milliarden Dollar aus.
Ein solcher Anteil würde Tether laut Josh Younger von JPMorgan Chase & Co. zum weltweit siebtgrößten Inhaber von Commercial Papern machen.
Behörden sind geschockt von Tether’s Größe
Wenn die Darstellung seitens Tether hinsichtlich seiner Reserven korrekt ist, dann ist der Stablecoin-Emittent mittlerweile ein massiver Akteur auf dem Markt für Handelspapiere, der in der Vergangenheit von großen Anlegern wie regulierten Geldmarktfonds (MMFs) dominiert wurde.
Aus diesem Grund beschreibt Josh Younger die Reserven von Stablecoins wie Tether als den primären Interaktionspunkt zwischen Kryptowährungen und den traditionellen Finanzsystemen. Die Befürchtung ist daher, dass eine mögliche Instabilität bei Tether aufgrund ihres massiven Besitzes an Commercial Papers auf die Finanzmärkte ausstrahlen könnte.
Es gibt zwar keine direkte Verbindung zwischen den Ereignissen auf den Kryptowährungsmärkten und dem traditionellen Finanzsystem, aber bei den Reserven, die Stablecoins stützen, kann es gewisse Überschneidungen geben.
Weiterhin wird die Intransparenz seitens Tether bemängelt. Denn über die obige vage Offenlegung des Portfolios hinaus, ist nur sehr wenig über die Art der Reserven und damit der Commercial Papers bekannt. So fehlen beispielsweise kritische Informationen wie der Name und die Herkunft des Emittenten, die Laufzeiten, das Kreditrating und ob Tether selbst oder ein Drittanbieter die Position verwaltet.
Sollte Tether aber jemals große Mengen seiner Reserven zurück in Bargeld umwandeln müssen, könnten diese Details für die Sekundärmärkte von Bedeutung sein.
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Für Stablecoins drohen sich verschärfte Kontrollen & Aufsichten an
Hinzu kommt, dass Tether auch im Visier von Bundesstaatsanwälten und staatlichen Behörden gewesen ist.
Das US-Justizministerium untersucht aktuell, ob Führungskräfte des Unternehmens in den Anfangstagen des Unternehmens Bankbetrug begangen haben.
Schlagzeilen wie diese und der explosionsartige Anstieg der Kryptowährungen hat die US-Regierung natürlich aufhorchen lassen. Nun debattieren Aufsichtsbehörden darüber, wie sie die größtenteils unregulierte Branche am besten beaufsichtigen können.
Viele vermuten daher, dass diese Angelegenheit ein Thema bei dem Financial Stability Oversight Council (FSOC) werden könnte. Dabei handelt es sich um eine “Supergruppe” von Regulierungsbehörden, die ebenfalls von US-Finanzministerin Yellen geleitet wird.
Dieser Rat hätte theroetisch die Möglichkeit, Unternehmen oder sogar Produkte wie Stablecoins als systemrelevant einzustufen. Das wiederum würde zu einer verstärkten Überwachung durch die Federal Reserve führen.
Ein alternativer Weg wäre, dass der FSOC andere Behörden wie die Securities and Exchange Commission (SEC) anweist, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Der Vorsitzende der SEC, Gary Gensler, ist bekanntermaßen kein Freund von Stablecoins. Er hat erst letzte Woche seine eigene Warnung ausgesprochen. Er argumentiert, dass ein Stablecoin wie USDT, der mit Wertpapieren unterlegt ist, gegen die US-Vorschriften verstoßen könnte, wenn er nicht bei seiner Behörde registriert ist.
US-Senatorin bezeichnet Kryptowährungen als eine Bedrohung
Als i-Tüpfelchen bei der ganzen Angelegenheit schickte die demokratische Senatorin Elizabeth Warren aus Massachusetts einen Brief an US-Finanzministerin Yellen. Darin forderte sie den FSOC auf, die Aufsicht über Kryptowährungen zu verstärken.
In dem Brief schreibt die Senatorin laut CNBC unter anderem:
Der FSOC muss schnell handeln und seine gesetzlichen Befugnisse nutzen, um die Risiken von Kryptowährungen anzugehen und den Markt zu regulieren, um die Sicherheit und Stabilität der Verbraucher und unseres Finanzsystems zu gewährleisten.
Sie machte weiterhin klar, dass die steigende Nachfrage für Kryptowährungen den Crypto-Markt mit dem restlichen Finanzsystem immer mehr zu verschmelzen droht. Ein Umstand, der laut der Senatorin immense Risiken birgt. Sie bezeichnete Kryptowährungen in ihrem Brief daher als eine klare Bedrohung:
Da die Nachfrage nach Kryptowährungen weiter steigt und diese Vermögenswerte immer stärker in unser Finanzsystem eingebettet werden, sind Verbraucher, die Umwelt und unser Finanzsystem zunehmend bedroht.
Neben anderen Punkten spricht sie dabei ebenfalls konkret von einer “einzigartigen Bedrohung durch Stablecoins”. Aber auch das dezentrale Finanzsystem (DeFi) ist ein Bullet-Point auf der Risikoliste der Senatorin wert gewesen.
Tether FUD als mögliche Bedrohung für den Bitcoin Kurs
Es scheint sich also aktuell einiges zusammen zu brauen. Viele Marktteilnehmer fürchten sich daher vor eventuellen Maßnahmen, welche die FSOC beschließen, bzw. in Gang setzen könnte.
Sie könnten in einer Marktlage wie dieser signifikante Auswirkungen auf den Bitcoin Kurs und damit den gesamten Crypto-Markt haben.
Eines dürfte klar sein: Die US-Behörden werden durch ihre neuesten Erkenntnisse etwas unternehmen. Was, ist noch unklar.
Wie das Beispiel von Tether zeigt, verschmilzt der Markt der Kryptowährungen immer mehr mit dem Finanzsystem. Allzu drastische Maßnahmen sind daher wohl eher nicht zu erwarten, da dies durch die Commercial Papers ebenfalls Einfluss auf die Sekundärmärkte nehmen könnte.
Nichtsdestotrotz könnten größere Akteure die Ungewissheit ausnutzen, um Furcht unter den Anlegern zu streuen. Entsprechend ist in nächster Zeit mit erhöhter Volatilität am Markt zu rechnen.
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