Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des deutschen Fintech-Unternehmens Wirecard ist von der Münchner Polizei festgenommen worden, nachdem ihm vorgeworfen wurde, die Bilanzen des Unternehmens falsch dargestellt zu haben.
Wie Reuters und viele andere berichten, wurde Markus Braun, der das Unternehmen fast zwei Jahrzehnte lang leitete, von der Polizei in München verhaftet. Nach einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft wird ihm vorgeworfen, durch falsche Transaktionen mit “Drittkäufern” Vermögen und Gesamteinnahmen aufgebläht zu haben. Dies geschah, um das Unternehmen für Investoren attraktiver zu machen, so die Staatsanwaltschaft.
Die fraglichen falsch dargestellten Gelder in Höhe von 1,9 Milliarden Euro oder 2,1 Milliarden Dollar sollen sich auf einem Treuhandkonto bei zwei nicht näher bezeichneten Banken auf den Philippinen befinden. Zwischen dem 21. und 22. Juni gab der Vorstand von Wirecard eine Erklärung ab, in der es hieß, dass die Gelder “mit hoher Wahrscheinlichkeit” nicht existieren.
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Das Geld stellt mehr als 32% des von Wirecard geforderten Vermögens von 5,8 Milliarden Euro dar.
Wie wir bereits berichtet haben, teilte Wirecard in Folge der Offenlegung des brisanten Bilanzloches des Unternehmens der Presse am 19. Juni 2020 mit, dass Dr. Braun mit sofortiger Wirkung „in gegenseitigem Einvernehmen“ mit dem Vorstand zurückgetreten ist. Gefüllt wurde die dadurch entstandene Lücke im Management durch Dr. James H. Freis, Jr., der am selbigen Tag der Bekanntgabe in den Vorstand von Wirecard eintrat und vorerst als Interim-CEO fungiert. Zusätzlich hatte Wirecard das Vorstandsmitglied Jan Marsalek „widerruflich“ bis zum 30. Juni suspendiert.
Braun habe sich am Montagabend gestellt und werde am heutigen Dienstag einem Richter vorgeführt, der darüber entscheiden werde, ob er in Haft bleibe, hieß es weiter.
Wirecard vor einem möglichen Bankrott
Das Loch in der Bilanz von Wirecard und die anhaltenden Turbulenzen werfen die Frage auf, ob das Unternehmen in der Lage sein wird, sich zu erholen und langfristig zu überleben. Wirecard ist der Hauptaussteller für viele Crypto-Debitkartenunternehmen, wie Crypto.com und das Asien-Pazifik-Angebot von Wirex.
Der CEO von Crypto.com, Kris Marszalek, twitterte allerdings bereits am 19. Juni 2020, dass der Vorfall bei Wirecard keine negative Auswirkung auf die Karten von Crypto.com hat. Genauer stellte er klar:
Die von Wirecard für Crypto.com ausgestellten Debitkarten sind vollständig vorfinanziert. Diese Kunden-Fiat-Fonds werden von einer EMI-Institution, die von der britischen Finanzaufsichtsbehörde FCA reguliert wird, in getrennten Kundenkonten gehalten. Die Gelder werden bei einer anderen Bank (nicht Wirecard) gehalten, wie von der FCA gefordert.
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In der Zwischenzeit ist der Aktienkurs von Wirecard in Folge der Ereignisse um 83% auf 17$ gefallen, als die Nachricht bekannt wurde.
Das längerfristige Schicksal des Unternehmens bleibt unbekannt, aber die von Wirecard ausgegebenen Karten funktionieren bisher normal weiter. Die Zukunft des Unternehmens bleibt allerdings ungewiss. Aufgrund der Schwere des Vorfalls ist ein möglicher Bankrott für Wirecard nicht auszuschließen.
Der neue CEO James Freis, ehemaliger Finanzermittler beim US-Finanzministerium und Compliance-Chef an der Frankfurter Wertpapierbörse, hat dringende Gespräche mit rund 15 Banken aufgenommen, die Wirecard 1,75 Milliarden Euro geliehen haben.
Da Wirecard es versäumt hat, geprüfte Finanzzahlen einzureichen, könnte das Bankenkonsortium unter Führung der deutschen Commerzbank die Kredite jederzeit einfordern.
Aus gesprächsnahen Quellen hieß es zudem, dass es zweifelhaft sei, ob Wirecard als Unternehmen weitergeführt werden könne, während Prozessrisiken einen Verkauf der Vermögenswerte vorerst ausschließen.
Die Hauptfrage sei, ob dem Unternehmen erlaubt werden solle, den Betrieb für ein paar Wochen aufrechtzuerhalten, um mehr Zeit zu haben, Geld zurückzubekommen, sagte eine Quelle, die mit den Gesprächen vertraut ist.
Reuters berichtet, dass laut einer Quelle mehr als 5.000 Mitarbeiter Ende Juni bezahlt werden sollen und die Banker bis dahin entscheiden würden, ob sie dem Unternehmen den Stecker ziehen und die Insolvenz auslösen oder nicht.
Wirecard wird von der Investmentbank Houlihan Lokey und die Gläubiger von der Anwaltskanzlei Allen & Overy beraten. Beide lehnten eine Stellungnahme ab.