Die Konsequenz kam schnell für Dr. Markus Braun, den CEO des deutschen Fintech-Unternehmens Wirecard. Am gestrigen Tag verließ er das Unternehmen. Sein Rücktritt erfolgte, nachdem das Unternehmen am Donnerstag den 18. Juli 2020 bekannt gab, dass der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young ein 2-Milliarden-Dollar-Loch in seiner Bilanz entdeckt hatte.
Der Wirecard-Kapitän verlässt das sinkende Schiff
Gestern teilte Wirecard der Presse mit, dass Dr. Braun mit sofortiger Wirkung “in gegenseitigem Einvernehmen” mit dem Vorstand zurückgetreten ist. Dr. James H. Freis, Jr., der gestern vor einer bereits angekündigten Ernennung zum 1. Juli in den Vorstand von Wirecard eintrat, wird die Lücke als Interim-CEO füllen. Zusätzlich hat Wirecard das Vorstandsmitglied Jan Marsalek “widerruflich” bis zum 30. Juni suspendiert.
Ex-CEO Dr. Braun schrieb in einer Erklärung:
Das Vertrauen des Kapitalmarktes in das Unternehmen, das ich seit 18 Jahren leite, ist tief erschüttert. Mit meiner Entscheidung respektiere ich die Tatsache, dass die Verantwortung für alle geschäftlichen Transaktionen beim CEO liegt.
Was allerdings nach wie vor offen bleibt, ist die Frage, was überhaupt genau passiert ist? Gestern gab Wirecard bekannt, dass Ernst & Young das Unternehmen darüber informiert hat, dass ein Treuhänder für eines seiner Bankkonten einen “gefälschten Saldo” gemeldet hat, um den Wirtschaftsprüfer hinsichtlich des rechtmäßigen Saldos in die Irre zu führen.
Die Münchner Abteilung von Ernst & Young fand “keine ausreichenden Prüfungsnachweise … für Barguthaben auf Treuhandkonten … in Höhe von 1,9 Milliarden Euro” oder mehr als 2 Milliarden Dollar, wie es in einer Pressemitteilung hieß. Dieser Betrag entspreche etwa einem Viertel der konsolidierten Bilanz des Unternehmens, hieß es in dem Bericht.
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Aufgrund der bisher aufgedeckten Beweise vermutet Ernst & Young, dass der Treuhänder die Absicht hatte, “den Wirtschaftsprüfer zu täuschen und eine falsche Vorstellung von der Existenz solcher Barguthaben oder der Führung der Konten zugunsten der Unternehmen der Wirecard-Gruppe zu schaffen”.
Ist Crypto.com von dem Vorfall betroffen?
Wirecard beaufsichtigt eine Reihe von Finanzdienstleistungen und betreibt die Debitkarten für Crypto.com und TenX. Es ist noch nicht klar, welche(r) Teil(e) des Geschäfts mit den fehlenden Geldern in Zusammenhang stehen.
Der CEO von Crypto.com, Kris Marszalek, twitterte gestern, dass der Vorfall bei Wirecard keine negative Auswirkung auf die Karten von Crypto.com hat. Genauer erklärte er:
Die von Wirecard für Crypto.com ausgestellten Debitkarten sind vollständig vorfinanziert. Diese Kunden-Fiat-Fonds werden von einer EMI-Institution, die von der britischen Finanzaufsichtsbehörde FCA reguliert wird, in getrennten Kundenkonten gehalten. Die Gelder werden bei einer anderen Bank (nicht Wirecard) gehalten, wie von der FCA gefordert.
Facts: debit cards issued by Wirecard for https://t.co/pFc4PzqqHR are fully prefunded. These client fiat funds are held by an EMI institution regulated by UK FCA in segregated client accounts. The funds are held at another bank (not Wirecard) as required by the FCA. (1/2)
— Kris | Crypto.com (@Kris_HK) June 18, 2020
Des Weiteren maßregelte Marszalek den Verfasser des Artikels, der auf die Verbindung zwischen Crypto.com und Wirecard hinwies und fand deutliche Worte für sein journalistisches Engagement.
Zur weiteren Klarstellung: Wirecard hat keine Krypto-Verwahrung, die von Crypto.com gehalten wird. Zusammenfassend lässt sich also sagen: Dies ist ein Clickbaity-Thread mit einer Clickbaity-Schlagzeile, der ohne jegliche Nachforschungen oder Verständnis der Funktionsweise erstellt wurde. Mach es besser, Larry.
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Wirecard-Aktie liegt am Boden
Die Wirecard-Aktie brach aufgrund dieser Nachrichten bis zu 80% ein. Sie konnte sich gegen Ende ihres Freifalls leicht erholen und schloss ihren Wochenkurs bei 25,82$ ab. Damit liegt der Preis pro Aktie immer noch etwa 75% unter dem Niveau von Donnerstag.
Wirecard hat die Veröffentlichung seiner Jahres- und Konzernabschlüsse für 2019 verschoben. Interessant zu beobachten wird sein, wie die Märkte bei Wiedereröffnung reagieren werden.