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Stablecoins auf dem Prüfstand: Sind USDT, USDC und BUSD 100% abgesichert?

Von Mister Coinlover-Januar 27, 2023

Es gibt mittlerweile eine ganze Menge an Stablecoins, doch sind USDT von Tether, USDC von Circle und BUSD auf der Krypto Börse Binance die mit Abstand größten ihrer Art. Gemessen an ihrer Marktkapitalisierung belegen sie Platz 3, 4 und 7 in den Top 10 der größten Kryptowährungen weltweit und sind damit für rund 126,8 Milliarden US-Dollar am Markt verantwortlich. Laut Coingecko sind das knapp 12 % des Gesamtwertes aller Kryptowährungen zusammen genommen.

Doch trotz ihrer Größe wird von Marktteilnehmern immer wieder ein und dieselbe Frage aufgeworfen: Sind diese Stablecoins auch tatsächlich zu 100 % abgesichert? Die Angst ist groß, dass ein Teil dieses Angebots aus “heißer Luft” besteht.

In diesem Artikel möchte ich daher mit den gängigsten Missverständnissen hinsichtlich dieser Thematik aufräumen und Dir zeigen, was sich tatsächlich hinter welchem Stablecoin verbirgt. Erfahre dabei auch, wie krisensicher die einzelnen Coins sind. Damit wirst Du in Zukunft wissen, was Du in Deiner Wallet liegen hast und ob Du tatsächlich um manche Kandidaten einen großen Bogen machen solltest.

Was “100 % abgesichert” bei einem Stablecoin bedeutet

Zu aller erst möchte ich mit einem weit verbreiteten Irrglauben aufräumen. Viele besitzen nämlich die Vorstellung, dass der Herausgeber eines 100 % abgesicherten Stablecoins jederzeit alle Coins zurücktauschen kann, ohne das der Wert des Stablecoins Gefahr läuft einzubrechen. Diese Vorstellung ist schlichtweg falsch.

Wenn ein Stablecoin als 100 % abgesichert gilt, heißt das nicht, dass 100 % seines Wertes in US-Dollar auf einer Bank rumliegen. Tatsächlich ist es besser, wenn Du Dir den Emittenten, also Herausgeber eines Stablecoins selbst wie eine Bank vorstellst. Denn auch er lässt das Geld seiner Kunden nicht einfach auf dem Bankkonto liegen.

In der Annahme, dass immer nur ein kleiner Teil aller Kunden zur selben Zeit ihr Geld zurück verlangen, wird lediglich ein kleiner prozentualer Anteil in Bargeld beziehungsweise Bankeinlagen aufbewahrt. Dieser kleine Teil wird auch als Reserve-Rate bezeichnet. Der Rest des Geldes wird üblicherweise verliehen, um darauf Zinsen zu verdienen oder sogar investiert.

Das Reserve/ Kredit - Verhältnis einer Bank oder Stablecoins

Doch wie hoch ist diese Reserverate bei USDT, USDC und BUSD und was machen sie mit dem Rest des Geldes?

Um das herauszufinden, tauchen wir in die öffentlichen Reserveberichte jedes einzelnen Stablecoin ein und durchleuchten, was sich darin verbirgt.

USDT von Tether

USDT ist mit einer Marktkapitalisierung in Höhe von 67 Milliarden US-Dollar nach wie vor der mit Abstand größte Stablecoin. In Sachen Handelsvolumen ist USDT zudem der absolute Champion. Mit einem täglichen Handelsvolumen von aktuell 44 Milliarden US-Dollar weist er fast so viel Volumen auf, wie Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) zusammengenommen.

Handelsvolumen von USDT im Vergleich zu Bitcoin und EthereumDoch ist Tether und sein Stablecoin in einer weiteren eher unrühmlichen Rubrik Spitzenreiter. Wenn es um FUD, die in Krypto gängige Kurzform für Fear, Uncertainty, Doubt geht, ist USDT ebenfalls ganz weit vorne dabei.

In der Vergangenheit sind bereits des Öfteren diverse Zweifel darüber kursiert, ob der Stablecoin tatsächlich voll abgesichert ist und das nicht zu unrecht. Denn bereits in 2019 kam heraus, dass USDT nicht wie von Tether angegeben eins zu eins mit der äquivalenten Menge an US-Dollar abgedeckt ist. Mit einem Audit in 2021 wurde letzten Endes klar, dass es stattdessen eine Kombination aus verschiedenen Vermögenswerten, bestehend aus Kryptowährungen, Commercial Papers, Staatsanleihen und ähnlichen Produkten war. Doch insbesondere die Tatsache, dass damals rund 50 % der Absicherung aus Commercial Papers bestand, beruhigte die Gemüter nicht unbedingt.

Tether FUD lichtet sich: Audit beweist USDT ist zu 100% gedeckt

Commercial Papers sind, im Grunde genommen, nichts anderes als kurzfristige Kredite an Unternehmen, die durch keine Sicherheiten gedeckt werden. Idealerweise werden solche Kredite nur an Unternehmen mit ausgezeichneter Reputation verliehen und gelten damit aufgrund ihrer Sicherheit und kurzfristigen Natur als Bargeld-äquivalent, also sehr liquide. Den höchsten Standard solcher Bargeld-alternativen stellen allerdings Bankeinlagen oder Staatsanleihen dar. Letzteres sind nichts anderes als ein Kredit, der an den Staat ausgegeben wird.

Der neueste Bericht seitens Tether von Dezember 2022 macht allerdings klar, dass die Bedenken der Anleger ernst genommen wurden. Der Bericht zeigt, dass mittlerweile 82,45 % aus Zahlungsmitteln wie Bankeinlagen oder Zahlungsmitteläquivalente sowie sonstige kurzfristige Einlagen und Commercial Paper bestehen. Commercial Papers machen davon nur noch 0,9 % und damit 0,74 % der Absicherung aus. Der überwiegende Großteil besteht aus Staatsanleihen.

Aufschlüsselungen der Reserven von USDTDaraufhin musste selbst Ethereum-Mitbegründer Vitalik Buterin zugeben, dass er positiv überrascht von diesen Entwicklungen ist, auch wenn Spaten wie “Other Investments”, die auch Kryptowährungen umfassen, nach wie vor ein tieferes Level an Transparenz vermissen lassen. Genauer schrieb er:

Ich muss zugeben, dass ich Tether in der Vergangenheit sehr kritisch gegenüberstand und ihre Transparenz ist immer noch nicht annähernd so, wie ich es mir von einem durch Vermögenswerte abgesicherten Coin wünsche, aber vor allem in Anbetracht dessen, was mit so vielen anderen Big-Money-Hotshots in diesem Jahr passiert ist, haben sie meine Erwartungen übertroffen!

Damit dürfte klar sein, dass Tether hinsichtlich seiner Transparenz zweifelsohne noch genug Spielraum zur Verbesserung hat. Nichtsdestotrotz scheint USDT bei Weitem nicht das brüchige Konstrukt zu sein, für das viele Anleger es gehalten haben.

USDC von Circle

Der Stablecoin USDC von Circle kam 4 Jahre nach USDT heraus und verzeichnet seitdem ein imposantes Wachstum. Mit 43,5 Milliarden US-Dollar ist es mittlerweile der zweitgrößte Stablecoin am Markt und die viert größte Kryptowährung. Der vorrangige Grund für den Erfolg von USDC ist seine Transparenz. Damit punktete Circle genau da, wo Tether insbesondere in der Vergangenheit große Lücken hatte.

Das US-amerikanische Unternehmen veröffentlich monatliche Audits, durchgeführt durch eine dritte Partei, um das Vertrauen der Anleger in ihren Stablecoin zu stärken. Damit positioniert sich USDC als “sicherere” und vor allem “transparentere” Alternative zu USDT. Doch erst jüngst hat diese weiße Weste in der Wahrnehmung der Krypto-Gemeinschaft einen Knacks bekommen. Der Grund dafür war, dass Circle im August 2022 einige USDC einfror, die in Verbindung mit dem Mixer Tornado Cash standen, nachdem die USA diesen sanktioniert hatte.

USDC Kontroverse: Circle friert über 75.000 Token ein

Eine solche Zensur schreckte natürlich die für dieses Thema sensibilisierte Krypto-Gemeinschaft auf. Erneut wurden USDT und BUSD als Alternativen stärker in Betracht gezogen.

Nichtsdestotrotz punktet Circle durch die Einfachheit der Aufteilung ihrer Reserven, die USDC absichern. Dafür verwendet das Unternehmen laut Angaben nämlich ausschließlich 23,4 % in Bankeinlagen und die restlichen 76,6 % in kurzfristigen Staatsanleihen.

Aufschlüsselung der Reserven von USDC

BUSD von Binance

BUSD ist der Stablecoin auf der Krypto Börse Binance und mit 15,8 Milliarden der mit Abstand kleinste Wettbewerber in diesem Artikel. Dennoch ist BUSD damit die siebtgrößte Kryptowährung am Markt und steht in direkter Verbindung mit der weltweit größten Krypto Börse.

Krypto Börsen Vergleich: Die beste Krypto Börse für Dich (Jan 2023)

Was viele aber nicht wissen, ist, dass Binance selbst nicht der Emittent von BUSD ist. Das ist nämlich das in New York ansässige Unternehmen Paxos. Dennoch sind beide Unternehmen eng miteinander verstrickt. Das beweist nicht nur die auffällige Namensgebung des Stablecoin. Auch das aggressive Vorgehen von Binance zeigt, dass die Krypto Börse darum bemüht ist, das Wachstum von BUSD voranzutreiben.

Im September 2022 gab Binance nämlich bekannt, dass sie alle USDC, USDP und TUSD Stablecoins auf den Konten ihrer Nutzer automatisch in BUSD umgewandelt. Genauer hieß es in der Ankündigung:

Um die Liquidität und Kapitaleffizienz für die Nutzer zu verbessern, führt Binance die automatische BUSD-Umwandlung für die bestehenden Guthaben der Nutzer und neue Einlagen von USDC, USDP und TUSD Stablecoins im Verhältnis 1:1 ein. Mit Wirkung vom 2022-09-29 03:00 (UTC) werden die Nutzer mit einem konsolidierten BUSD-Saldo auf der Binance-Plattform handeln, der ihre Guthaben dieser vier Stablecoins (BUSD, USDC, USDP und TUSD) nach der Umwandlung widerspiegelt.

Auch für BUSD werden monatliche Berichte hinsichtlich seiner Absicherung veröffentlicht. Dabei zeigt sich, dass derzeit ähnlich wie bei USDC auch hier die Deckelung ausschließlich aus Bankeinlagen und Staatsanleihen besteht. Ein wichtiger Unterschied ist hier allerdings, dass diese Bankeinlagen nur 2 % aller Reserven ausmachen, während es bei USDC 23,4 % waren. Selbst USDT weißt hier mit knapp 9 % einen deutlich besseren Werte auf.

Fazit

Es zeigt sich also, dass der steigende Wettbewerb zwischen den Stablecoins die Emittenten zu mehr Transparenz und Sicherheit zwingt. Die Nutznießer dieser Entwicklung sind alle Marktteilnehmer, die Gebrauch von Stablecoins machen.

Zweifelsohne können hier und dort noch einige Verbesserungen gemacht werden, doch scheint der allgemeinen Ängste und Bedenken aufgebauscht zu sein. Insbesondere bei Paxos und Circle handelt es sich um in den USA regulierte Unternehmen. Damit müssen sie den dortigen Auflagen streng Folge leisten. Doch auch Tether bemüht sich darum, seinen schlechten Ruf zunehmend abzubauen. Denn nur so kann USDT seine Stellung als Platzhirsch in dieser Nische auch zukünftig verteidigen.

Gemessen an der sogenannten Reserve-Rate, kann allerdings argumentiert werden, dass BUSD am anfälligsten für einen möglichen Bankrun wäre. Also ein Ereignis, bei dem ungewöhnlich viele Nutzer zur gleichen Zeit ihre Stablecoins zurücktauschen möchte. Denn mit gerade einmal 2 % weißt BUSD den kleinsten Anteil an Bankeinlagen und Barreserven auf.

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