Erst eben ist es mit dem Block 15.537.351 auf der Blockchain von Ethereum passiert: Der Ethereum Merge hat stattgefunden. Das Upgrade hat reibungslos funktioniert. Ethereum hat seinen Konsensmechanismus gewechselt, ohne das eine Transaktion verloren gegangen ist oder das Netzwerk pausieren musste.
And we finalized!
Happy merge all. This is a big moment for the Ethereum ecosystem. Everyone who helped make the merge happen should feel very proud today.
— vitalik.eth (@VitalikButerin) September 15, 2022
Das Mainnet ist mit der Beacon Chain verschmolzen. Ab jetzt ist der Konsensalgorithmus der größten Altcoin der Welt Proof of Stake (PoS). Doch was genau bedeutet das für normale Nutzer der Blockchain?
Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, dass Ethereum durch dieses Upgrade schneller und billiger wird. Aber das ist nicht wahr – zumindest noch nicht. Denn der Ethereum Merge ist erst das erste einer Reihe von Upgrades, die noch folgen werden, um eine höhere Skalierbarkeit zu erreichen.
Was hat sich durch den Ethereum Merge verändert?
Mit dem Ethereum Merge wurde das Konzept Proof of Work (PoW), wie es beispielsweise Bitcoin nutzt, aufgegeben. Ab sofort nutzt das Netzwerk Proof of Stake (PoS). Eine umweltfreundlichere Variante, die 99,5% weniger Energie verbraucht als PoW.
PoS nutzt anstelle von Minern die Validierer. Ein Validierer kann jeder sein, der mindestens 32 Ether (ETH) zur Verfügung hat, um diese zu staken, also zu hinterlegen. Benutzer können sich auch mit kleineren ETH-Beträgen über Staking-Pools oder Krypto Börsen beteiligen, wo sie ihre ETH mit anderen zusammenschmeißen.
Ein weiterer wesentlicher Punkt, der sich durch den Ethereum Merge geändert hat, ist die Inflationsrate von ETH. Vor dem heutigen Upgrade erhielten die unter PoW arbeitenden Miner ungefähr 13.000 ETH pro Tag. Mit dem Umsatteln auf PoS reduziert sich die ausgeschüttete Belohnung um 90%. Alle Staker teilen sich also in etwa 1.600 ETH pro Tag als Belohnung für ihre Dienste.
Aufräumen von Missverständnissen: Das hat sich durch den Ethereum Merge nicht geändert
Es kursieren leider viele falsche Vorstellungen darüber, was der Ethereum Merge mit sich bringt. Daher wollen wir hier und jetzt damit aufräumen.
Ethereum ist nicht schneller geworden
Die Umstellung von Ethereum auf einen neuen Konsensmechanismus bedeutet zwar eine energieeffizientere Blockchain, aber das bedeutet nicht, dass die ETH-Transaktionen schneller geworden sind. Tatsächlich werden durch den Wechsel zu PoS nur etwa 10 % häufiger Blöcke erzeugt als bei PoW. Die Ethereum Foundation erklärte diesbezüglich:
Obwohl es einige geringfügige Änderungen gibt, wird die Transaktionsgeschwindigkeit auf dem Layer-1 größtenteils gleich bleiben. Dies ist eine ziemlich unbedeutende Änderung und wird von den Benutzern wahrscheinlich nicht bemerkt werden.
ETH-Transaktionen sind nicht billiger geworden
Viele denken, dass die Umstellung auf PoS die notorisch hohen Gasgebühren von Ethereum, also die Kosten, die mit der Durchführung von Transaktionen verbunden sind, gesenkt hat. Das entspricht leider ebenfalls nicht der Wahrheit. Erst zukünftige Upgrades sollen dies bewerkstelligen.
Der Ethereum Merge war eine Änderung des Konsensmechanismus, keine Erweiterung der Netzwerkkapazität. Das ist etwas, was nicht zu niedrigeren Gasgebühren führt.
Durch den Ethereum Merge ist ETH nicht deflationär geworden
Mit diesem Upgrade hat sich die Tokenomics von ETH geändert. Es ist jedoch ein weit verbreiteter Irrglaube, dass ETH, die native Kryptowährung der Blockchain, durch den Ethereum Merge automatisch deflationär geworden ist. Das ist sie nämlich nicht.
Wie weiter oben bereits geschrieben, hat sich durch den Wechsel von PoW auf PoS die tägliche Menge an Belohnung in Form von neu ausgeschütteten ETH von etwa 13.000 auf ungefähr 1.600 ETH pro Tag verringert. Damit ist die Altcoin immer noch inflationär, nur hat sich die Inflationsrate drastisch verringert.
Gleichzeitig wird allerdings eine bestimmte Menge an ETH, die in Form von Transaktionsgebühren an das Netzwerk gezahlt wird, verbrannt. Dies ist einer Änderung zu verdanken, die letztes Jahr mit dem EIP-1559-Upgrade in Kraft getreten ist. Die Menge an täglich verbrannten ETH ist damit abhängig von der tatsächlichen Nutzung der Blockchain. Dies in Kombination mit einem Rückgang der Emissionsrate kann also ein deflationären Druck auf die Kryptowährung ausüben – muss es allerdings nicht. Das ist nur der Fall, wenn die verbrannte Menge an ETH die neu ausgeschüttete Menge übersteigt.
Laut der Webseite UltraSound.Money wurden aber aktuell, kurz nach dem Merge-Ereignis bislang mehr ETH verbrannt, als neu erschaffen. Damit sind zumindest die ersten Minuten definitiv deflationärer Natur.