EIP 1559 Update

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EIP 1559 ist live! Was sich für Nutzer und Ethereum dadurch geändert hat

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Von Mister Coinlover-August 5, 2021

Das Update EIP 1559 ist jetzt auf Ethereum live. Es ist also höchste Eisenbahn, dass wir uns noch einmal genau anschauen, was das bedeutet, wie Transaktionen ab dann funktionieren und ob Ether damit tatsächlich zu einem deflationären Asset wird.

Die wachsende Popularität von Ethereum und DeFi hat uns zuletzt auch ihre Schattenseite offenbart und zwar in Form von teilweise signifikant hohen Transaktionsgebühren. Nutzer der Ethereum-Blockchain müssen in Zeiten hoher Netzwerkaktivität entweder tief in die Tasche greifen oder aber viel Geduld an den Tag legen, um ihre Transaktionen verarbeitet zu sehen.

Der Ethereum Improvement Proposal (EIP) 1559 soll hier helfen. Das heute erwartete Update versucht eine Lösung für zu hohe Transaktionsgebühren zu bieten, indem es die Art und Weise, wie Transaktionen auf Ethereum funktionieren, aktualisiert und die zugrunde liegende Ökonomie der bestehenden Geldpolitik des Netzwerks ändert.

EIP 1559 schlägt einen neuen Ansatz für die Transaktionsgebühren vor, bei dem die Nutzer eine algorithmisch angepasste Grundgebühr für jede Transaktion zahlen. Gleichzeitig sollen sie die Möglichkeit haben, ein Trinkgeld zu geben, um ihre Transaktion zu beschleunigen.

Was noch viel aufregender für viele erscheint, ist die Tatsache, dass jede Transaktion auch etwas ETH verbrennt. Dadurch erhoffen sich viele, dass Ether zu einem deflationären Asset wird. Ein Umstand, der sich natürlich aller Wahrscheinlichkeit nach positiv auf den Ethereum Kurs ausüben könnte.

Aus gegebenen Anlass wollen wir uns daher anschauen, was das heutige Update von EIP 1559 für die zukünftige Abwicklung von Transaktionen und den Ethereum Kurs bedeutet.

Wie sich die Transaktionsgebühren auf Ethereum berechnen

Um EIP 1559 besser zu verstehen, müssen wir zunächst die grundlegende Struktur von Ethereum-Transaktionen entschlüsseln.

Jede aufgezeichnete Aktion im verteilten Ledger von Ethereum verändert den Zustand der Blockchain und wird als Transaktion betrachtet. Beispiele für Transaktionen sind das Versenden von Token, der Handel mit Token auf dezentralen Börsen wie Uniswap und die Nutzung von Krediten auf Aave.

Jede Ethereum-Transaktion ist mit Gebühren verbunden. Diese Gebühren stellen Anreize für Miner dar, um dem Netzwerk Energie bereitzustellen. Gleichzeitig verhindern sie, dass bösartige Akteure einen Spam-Angriff auf das Netzwerk durchführen. Die Gebühren sorgen nämlich dafür, dass ein solcher Angriff viel zu kostspielig wäre.

Die Gebühren für jede Art der Transaktion werden in Ether (ETH) gezahlt und als “Gas” bezeichnet. Aktuell verwendet Ethereum noch ein einfaches Auktionssystem. Das heißt, dass die Transaktion des Meistbietenden in einen Block aufgenommen wird.

Leute bieten darum, dass ihre Transaktion auf Ethereum verarbeitet wird

Abb. 1: Marktteilnehmer bieten um die bevorzugte Verarbeitung ihrer Transaktion.

In anderen Worten wird es umso wahrscheinlicher, dass ein Miner deine Transaktion in einen kommenden Block aufnimmt, desto mehr du bereit bist zu zahlen.

Diese Art des Auktionssystem ist allerdings ineffizient. Denn die Nutzer müssen die dafür erforderliche Gebühr schätzen. Dadurch zahlen einige Nutzer mehr als andere, deren Transaktionen aber ebenfalls in demselben Block aufgenommen wurden. Das mag gut für die Miner sein, aber schlecht für die Nutzer.

Doch Hoffnung naht.

Durch die heutige Umstellung vom derzeitigen System auf EIP 1559 könnten die Nutzer nach weit verbreiteter Meinung im Durchschnitt rund 90% der Transaktionskosten einsparen.

Wie das funktioniert, schauen wir uns jetzt genauer an.

Was durch EIP 1559 anders wird

Bei einem Proof-of-Work-Konsensprotokoll, wie es Ethereum derzeit noch ist, werden Transaktionen in Blöcken gruppiert. Anschließend werden sie überprüft und der Blockchain hinzugefügt.

Jeder Block ändert den Zustand des Ethereum-Ledgers. Die Größe eines Blocks entscheidet, wie viele Informationen, bzw. Änderungen, darin enthalten sind.

Eine kleinere Blockgröße führt zu einem kompakteren und leichter zu verwaltenden Netzwerk. Gleichzeitig begrenzt sie aber die Anzahl der Transaktionen und damit ihre Geschwindigkeit. Eine größere Blockgröße ermöglicht hingegen zwar mehr Transaktionen und damit eine schnellere Verarbeitung, sie kann das System aber auch mit zu vielen Daten überlasten.

Schon gewusst? Die Blockzeiten von Ethereum liegen im Durchschnitt gerade einmal zwischen 13 und 14 Sekunden. Damit sind sie sehr viel kürzer als die 10-minütigen Blockzeiten bei Bitcoin.

Was die ideale Blockgröße ist, ist Gegenstand vieler, teilweise hitziger Diskussionen. So war es beispielsweise die Unstimmigkeiten über die Blockgröße bei Bitcoin, die im Jahr 2017 zu der Hardfork Bitcoin Cash führte.

EIP 1559 umgeht diese Diskussion, indem Ethereum durch das Update mit flexiblen anstelle von festen Blockgrößen arbeiten wird. Durch ein zweistufiges System, das eine Grundgebühr und Trinkgelder verwendet, schafft EIP 1559 dynamische und anpassbare Blockgrößen, die je nach Nachfrage wachsen und schrumpfen.

Wie Transaktionen mit EIP 1559 funktionieren

Durch EIP 1559 wird das Auktionsprinzip bei Ethereum durch eine obligatorische und algorithmisch festgelegte Gebühr ersetzt. Diese Gebühr ist die base fee, also auf Deutsch die Grundgebühr.

Diese Grundgebühr wird nach wie vor in Ether bezahlt und kann je nach Auslastung des Netzwerks schwanken.

Das Update zielt darauf ab, das Netzwerk in der Nähe einer 50%igen Auslastungsrate zu halten. In anderen Worten soll jeder bestätigte Block zu 50% gefüllt werdne.

Übersteigt die Netzwerkauslastung diese 50%-Markte, steigt die Grundgebühr automatisch an. Fällt die Netzauslastung unter 50%, sinkt sie.

Dieser vorhersehbare Preismechanismus würde es ermöglichen, dass die Transaktionskosten automatisch von den Wallet-Anbietern festgelegt werden, so dass die Nutzer nicht mehr dafür verantwortlich wären.

Das besondere ist zudem, dass die jeweilige Grundgebühr verbrannt wird. Die Miner erhalten sie also nicht. Auf diese Weise soll sich das zirkulierende Angebot an Ether verringern. Das könnte wiederum den Ethereum Kurs durch die zunehmende Knappheit im Laufe potenziell in die Höhe treiben.

Wie du Transaktionen auf Ethereum weiterhin beschleunigen kannst

Was ist aber, wenn du einmal eine Transaktion abschickst, wo ihre schnelle Verarbeitung ein kritischer Faktor ist. Kann die Geschwindigkeit der Verarbeitung trotz der Grundgebühr weiterhin beeinflusst werden?

Keine Sorge ihr DeFi-Degens dort draußen, denn die Antwort ist – ja.

Um eine schnellere Bearbeitung deiner Transaktion zu bewirken, kannst du ein tip, also ein Trinkgeld auf die Grundgebühr aufschlagen. Im Gegensatz zu den Grundgebühren gehen die Trinkgelder direkt an die Miner. Dadurch haben diese einen hohen Anreiz, Transaktionen mit Trinkgeldern zu bevorzugen.

Mit EIP 1559 teilen sich die Transaktionskosten in die Grundgebühr und das Trinkgeld auf

Abb. 2: Struktur der Transaktionsgebühr mit EIP 1559

Da Blöcke selten vollständig gefüllt werden, würde unter den von EIP 1559 vorgeschlagenen idealen Bedingungen in der Regel etwa 50% des verfügbaren Blockraums für Transaktionen mit Trinkgeldern zur Verfügung stehen. Je nach Auslastung des Netzwerkes würde dadurch unter Umständen sogar bereits ein sehr kleines Trinkgeld ausreichen, um zu garantieren, dass eine Transaktion in die nächsten Blöcke aufgenommen wird.

In Zeiten von einer Überlastung, d.h. wenn die Nachfrage höher ist, als die Blockkapazität, gleicht die Verarbeitung der Transaktionen wieder einem Auktionsprinzip. Nur das die Auktion mit EIP 1559 über die Trinkgelder laufen wird.

Wird ETH durch EIP 1559 deflationär?

Die aktuelle jährliche Inflationsrate von Ethereum liegt bei über 4%. Durch die Blockbelohnungen in Höhe von 2 ETH pro Block, kommen ständig neue ETH in Umlauf. Da die Blockbelohnung fix ist, nimmt die Inflationsrate mit steigendem Angebot ab.

Aktuell kursiert der Irrglaube, dass ETH durch die Einführung von EIP 1559 automatisch deflationär und der Ethereum Kurs dementsprechend explodieren wird. Dem ist definitiv nicht so.

Es stimmt natürlich, dass EIP 1559 ein zusätzlicher Faktor zur Minderung der Inflationsrate ist. Aber damit Ether tatsächlich deflationär wird, müssten mehr ETH pro Block verbrannt werden, als gleichzeitig durch die Blockbelohnung an Miner ausgeschüttet werden.

Die Menge an ETH, die Transaktionen verbrennen, richtet sich wiederum nach der Höhe der Grundgebühr. Denn wie wir wissen, ist das der einzige Anteil an den Transaktionskosten, der nicht ausgezahlt und vernichtet wird.

Die eigentliche Frage ist also, ab welcher Netzwerkauslastung die Grundgebühr so hoch ist, dass Ether zu einem deflationären Asset wird.

Tatsächlich würden laut Schätzungen die einzelnen Blöcke nur dann mehr ETH verbrennen als erschaffen, wenn die Gaskosten der beinhalteten Transaktionen über 150 Gwei lägen.

Schlussfolgernd senkt sich die Inflationsrate durch EIP 1559. Deflationär ist das Angebot aber nur während Zeiten von extremer Netzwerküberlastung.

Anders wird es allerdings werden, wenn Ethereum von Proof-of-Work auf Proof-of-Stake umschaltet. Denn ab diesem Zeitpunkt sinkt dieser Wert drastisch.

Unter Berücksichtigung der bereits heute 6,5 Mio. gestakten ETH würden laut der Webseite Ultrasound.Money Grundgebühren in Höhe von 12 Gwei ausreichen, um das Angebot von Ethereum deflationär zu gestalten.

Inflationsrate von Ethereum in Abhängigkeit von ETH 2.0 und EIP 1559

Abb. : Graphischer Kalkulator der Inflationsrate von Ethereum unter ETH 2.0. Quelle: Ultrasound.Money

Mit steigender Anzahl an gestakten ETH würde natürlich auch die notwendige Höhe der Grundgebühr steigen. Allerdings nur in sehr kleinen Schritten.