Ist Bitcoin Geld? Das ist eine berechtigte Frage und die Meinungen hierzu sind vielfältig. BTC wird oft als das digitale Gold bezeichnet, doch seltener als das digitale Geld. Zu unrecht?
Was ist eigentlich Geld? Dies ist wahrhaftig keine neue Frage, allerdings hat ihr Verlangen nach einer akkuraten Antwort in dem letzten Jahrzehnt mehr denn je an Dringlichkeit gewonnen. In unserer heutigen Zeit wird Geld als offizielles und allgemein gültiges Zahlungsmittel in der jeweiligen Währung in dem Hoheitsgebiet eines Staates oder Staatenverbundes verstanden. Die Deterritorialisierung der Währungen als Begleiterscheinung der Globalisierung der Weltwirtschaft beraubt dieser ohnehin schon wässrigen Definition allerdings ihrer Daseinsberechtigung.
Durch den technologischen Fortschritt bekommen Marktteilnehmer Zugang zu einem Spektrum an verschiedenen Währungen und machen damit die Finanz- und Währungssysteme zum Gegenstand des zunehmenden internationalen Wettbewerbs. Doch wie passt Bitcoin dazu?
In diesem Artikel werde ich erklären, was hinter dem Phänomen Geld steckt, was seine Entwicklung ist und inwieweit Bitcoin (BTC) in dieses Schema passt.
- Bitcoin als eine Short-Position auf das gesamte System
- Bitcoin als Inflationsschutz: ein Nebenprodukt der Marktdisziplinierung
- Geld im Wettbewerb
- Effizienzkriterien als Treiber der Evolution des Geldes
- Das Huhn-Ei-Dilemma von digitalem Geld
- Bitcoin ist die Sprache unserer Generation
- Effizienzkriterien von Bitcoin
- Fazit
Bitcoin als eine Short-Position auf das gesamte System
Shorter beziehnungsweise Leerverkäufer, die Geld verdienen, wenn der Kurs eines bestimmten Finanzinstruments sinkt, gehören nicht immer zu der beliebtesten Klasse ihrer Art. Und das gilt nicht nur für Bitcoin und den Crypto-Markt. Insbesondere bei Unternehmen und Regierungen erfreuen sie sich oftmals keiner großen Beliebtheit. Diejenigen, die von gegensätzlichen Wetten gegen Aktien oder Währungen profitieren, werden gerne als Haie dargestellt. Als profitgierige Bestien, die ihre Mitmenschen untergraben, die danach streben, aufzubauen, zu wachsen und etwas von Wert zu schaffen.
Doch die Welt teilt sich nicht übergangslos in Schwarz und Weiß oder gut und böse auf. Daher zeugt eine solche Sichtweise, und verzeiht mir hier bitte meine Direktheit, von einer beschränkten Perspektive auf die Welt und alles was in ihr vor sich geht.
Leerverkäufe sind ein notwendiger Bestandteil jedes funktionierenden, effizienten Finanzsystems. Sie sorgen für Liquidität und stellen sicher, dass es bei jedem Gebot einen Verkäufer auf der anderen Seite gibt. Doch viel wichtiger ist noch, dass Leerverkäufer den Markt disziplinieren.
Warum wir überhaupt über Leerverkäufe reden? Ganz einfach: Bitcoin kann im übertragenden Sinn als eine Short-Position gegenüber dem gesamten Finanzsystem betrachtet werden.
Bitcoin als Inflationsschutz: ein Nebenprodukt der Marktdisziplinierung
Viele glauben, dass Bitcoin eine Absicherung gegen die steigende Inflation von Fiat-Währungen darstellt. Doch es ist vielmehr als das. Der Kernwert von Bitcoin liegt darin, dass sein dezentralisiertes Governance-Design vom politischen System vollständig getrennt ist. Ein Merkmal, das kein anderer Vermögenswert seiner Größe und Liquidität für sich beanspruchen kann, vielleicht mit Ausnahme von Gold. Das BTC gegenüber Gold allerdings einige bestechende Vorteile aufweisen kann, haben wir bereits in unserem Bericht von letzter Woche im Detail dargestellt.
Der Aspekt der Inflationsabsicherung durch Bitcoin ist ein Nebenprodukt aus eben diesem Kernwert und nicht sein Wesen. Wenn die Menschen das Vertrauen in die Fähigkeit ihrer Regierung verlieren, den vertrauenswürdigen, sozialen Pakt aufrechtzuerhalten, auf dem das Fiat-Geld beruht, bricht der Wert dieses Geldes zusammen. Das führt zu einer Hyperinflation. Eine Hyperinflation führt zu flächendeckender Armut und flächendeckende Armut führt zu Unruhen und gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Der aktuell steigende Bitcoin Kurs ist schließlich nichts anderes als Zeuge eines unhaltbare Schuldenniveaus, eines stagnierenden Wachstums trotz massenhafter quantitativer Lockerung, einer wirtschaftliche Ungleichheit, der Furcht vor den Folgen des dilettantischen Umgangs mit der COVID-19-Situation und das fehlende Vertrauen in die Fähigkeit politischer Entscheidungsträger im Sinne der Allgemeinheit zu handeln.
Bedeutet das also, dass alle Bitcoiner sich die Taschen vollmachen wollen und dafür willentlich ein apokalyptisches Endzeitszenario für unsere Welt in Kauf nehmen? Wohl kaum. So wie die Leerverkäufer von Aktien den Aktienmarkt nicht zerstört haben, werden auch die Bitcoiner dieses System nicht zum Einsturz bringen. Doch darum geht es auch nicht. Es geht darum Druck auf die politischen Entscheidungsträger auszuüben, damit sie das System so reformieren, dass es ihren Wählern besser dient und den sozialen Pakt des Geldes aufrechterhält. Es geht darum den Markt zu disziplinieren. Und was diszipliniert einen Markt besser als jede Art der Regulierung? Wettbewerb.
Geld im Wettbewerb
Des Öfteren besteht der Irrglaube, dass durch das staatliche Monopol der Regierungen oder Zentralbanken auf die Geldschöpfung, Fiat-Währungen sich nicht in einem Wettbewerb befinden. Das ist schlichtweg falsch. Fiat-Währungen befinden sich in einem stetigen Wettbewerb untereinander und mit jedem anderen Mittel, das zur Wertaufbewahrung oder zum Werttransfer dienlich ist. Bitcoin erweitert lediglich diesen Wettbewerb.
Geld lässt sich auch nicht auf seine sogenannten drei Grundfunktionen als allgemein akzeptiertes Tauschmittel, Mittel zur Wertaufbewahrung und Recheneinheit beschränken. Diese Definition ist alleine schon aus dem Grund unzureichend und irreführend, da letztere beiden Funktionen bereits nur zwei von mehreren Effizienzkriterien darstellen, die ein Gut zu einem akzeptierten Tauschmittel machen und dessen Absatzfähigkeit beeinflussen.
Jede Form der Wertanlage und des Tauschmittels ist eine Form von Geld. Für jede dieser Formen gilt es bestimmte Effizienzkriterien zu erfüllen. Diese Effizienzkriterien sind je nach Art des Gutes unterschiedlich stark ausgeprägt und sind ausschlaggebend für dessen Nachfrage seitens des Marktes. Dabei zeigt die Evolution des Geldes, dass es selten zu einer vollständigen Verdrängung einer bestimmten Form des Geldes kommt, sondern vielmehr zu einer Spezialisierung hinsichtlich der Anwendungsfälle.
Insgesamt können wir zwischen 9 verschiedene Effizienzkriterien von Geld unterscheiden: Dem Nutzwert, der Haltbarkeit, der Wertstabilität, der Erkennbarkeit, der Homogenität, der Geschwindigkeit, der Transportierbarkeit, der Anonymität und der Teilbarkeit.
Im Laufe der Geschichte des Geldes haben viele verschiedene Güter als monetäre Mittel gedient, die sich nach und nach weiterentwickelt haben, um die dominierende Zahlungsform am Markt zu werden. Der Motor dieser Entwicklungsgeschichte ist dabei der Wettbewerb zwischen den einzelnen Geldformen und ihrem Streben nach der Erfüllung der oben genannten Effizienzkriterien. Marktteilnehmer gewichten dabei die einzelnen Effizienzkriterien je nach Art der Transaktion und den Rahmenbedingungen, in welchen die Transaktion stattfindet, unterschiedlich schwer.
Effizienzkriterien als Treiber der Evolution des Geldes
Im Laufe der Geschichte der Menschheit haben sich, bedingt durch die steigenden Ansprüche seitens des Marktes, zunehmend effizientere Formen des Geldes entwickelt. Was wir heutzutage als Geld bezeichnen, ist seit Anbeginn Bestandteil der menschlichen Entwicklung. Es ist das Bestreben der Menschen, etwas von Wert auszutauschen und diesen Tausch so effizient wie möglich zu gestalten, was die Evolution des Geldes vorantreibt. Dabei stellt Bitcoin nur die neueste Form von immateriellen Geld dar.
Revolutionäres Münzgeld
Die erste Form von materiellem Geld war das Warengeld. Sein Ursprung ist auf eine reine Güterwirtschaft zurückzuführen. Seinen Höhepunkt fand diese Form von Geld in der Prägung von Münzgeld. Bisherige Funde legen die Theorie nahe, dass die erste Form von geprägtem Münzgeld im 7. Jahrhundert im griechisch-orientalischen Raum kursierte. Das Münzgeld stellte zum vorigen Warengeld eine enorme Verbesserung dar. Die Effizienzkriterien der Teilbarkeit, Transportierbarkeit und Homogenität wurden signifikant verbessert, indem verschieden wertige, handliche und einheitlich geprägte Münzen ausgestellt wurden. Des Weiteren wies diese Form des Geldes einen höheren Nutzwert, eine verbesserte Haltbarkeit und Wertstabilität zu vorherigen Geldformen auf.
Bei einer sogenannten bimetallischen Währung befanden sich Münzen geprägt aus zwei verschiedenen Metallen im Umlauf. Beispielsweise Münzen bestehend aus Gold und Silber. Dies ermöglichte nicht nur durch die Menge sondern auch die Art des Metalls ein abgestuftes Geldsystem. Ein solches erlaubte eine wesentlich effizientere Darstellung von Preisen der verschiedenen Güter innerhalb einer Marktwirtschaft und damit eine Qualitätssteigerung des Geldes als Recheneinheit. Die Informationskosten gegenüber einem ungeregelten Geldsystems wurden reduziert. Dadurch wurde der Grundbaustein für ein einheitlichen Zahlungs- und Rechnungssystem geschaffen.
Das Münzengeld stärkte nicht nur das Geldsystem als solches, sondern darüber hinaus auch die Rolle des Staates darin. Ein hoheitliches Monopol auf die Münzprägung öffnete schon damals, genau wie heute, die Tür für staatliche Einkünfte durch Seigniorage.
Papiergeld als effizienteste Form des materiellen Geldes
Die Marktdominanz von Münzgeld wurde allerdings vor ungefähr 600 Jahren allmählich durch eine effizientere Form von Geld abgelöst. Das Papiergeld war die erste Form des Kreditgeldes und gleichzeitig die nächste wichtige Entwicklungsstufe in der Evolution des Geldes. Die ältesten Funde von Papiergeld stammen aus China und sind auf das späte 14. Jahrhundert zurückzuführen.
Die Aussteller solcher Scheine stellen den Ursprung unserer heutigen Banken dar. Dieses Geschäft entwickelte sich aus dem Bedürfnis heraus, das Risiko bei der Haltung und dem Transport von Goldmünzen zu minimieren. Der Stoffwert solcher Scheine war bedeutungslos. Einzig und allein das damit verbundene Versprechen den Hinterlegungsschein gegen Gold beim Geldwechsler oder Goldschmied einlösen zu können, gab dieser ersten Form von Papiergeld seinen Wert.
Mit der Aufhebung des Bretton Woods Systems am 15. August 1971 führten allerdings alle großen Nationen neue Geldsysteme ein. In diesen gab es keine Verbindung mehr zu einem hinterlegten Warenwert. Gleichzeitig gab es dadurch keine Verpflichtung mehr zur Wiederherstellung einer solchen Verbindung. Damit war zum ersten Mal in der Geschichte jede Währung, nicht nur vorübergehend, sondern auf Dauer, uneinlösbar geworden.
Papiergeld als Geldform feierte seinen Aufstieg durch einen Wechsel der Anforderungen seitens des Marktes. Es wies auf Grund seiner physischen Beschaffenheit und den technologischen Fortschritten bei der Geldschöpfung eine bessere Transportierbarkeit und Homogenität auf als das Münzgeld. Des Weiteren wurde durch immer weiter entwickelte Techniken die Erkennbarkeit des Geldes zunehmend verbessert.
Die Transmission von Warengeld zu materiell nahezu wertlosem Papiergeld stellte allerdings eine große Herausforderung dar. Papiergelder sind nicht mehr als Verbindlichkeiten und ihr Wert beruht auf dem Vertrauen darauf, dass der Schuldner die Fähigkeit besitzt, diesen Verbindlichkeiten nachzukommen.
Papiergeld als Beweis für die Staatstheorie des Geldes?
Als Erklärungsversuch für die Zentralisierung der Geldschöpfung etablierte George F. Knapp die Staatstheorie des Geldes. Diese besagt, dass dieses Vertrauen und damit die allgemeine Akzeptanz von Geld nur durch die souveräne Macht des Staates erreicht werden können. Nach Knapps Theorie ist alles Geld lediglich ein Produkt des Gesetzes. Seine Gültigkeit und damit Akzeptanz als allgemeines Tauschmittel hängen alleine von formalen Verordnungen ab.
Diese Behauptung spiegelt aus heutiger Sicht eine zu beschränkte Perspektive wider. Sie bietet jedoch andererseits eine Erklärung für den Erfolg und die Zentralisierung des Papiergeldes.
Geld ist allem voran eine soziale Institution. Sie beruht auf dem gegenseitigen Glauben an eine kritische Masse von Transakteuren. Vertrauen ist wiederum sozial konstruiert. Als Geld kann demnach alles zumindest kurzfristig fungieren, was die Menschen glauben machen kann, dass es von anderen akzeptiert wird, aus welchem Grund auch immer. Nicht abzustreiten ist, dass der Staat dabei eine wichtige Rolle spielen kann.
Formelle Verordnungen in Form von gesetzlichen Zahlungsmitteln legen zudem fest, welches Geld bei der Begleichung einer wirtschaftlichen Schuld akzeptiert werden muss, sowie zur Zahlung von Steuern oder zur Erfüllung anderer vertraglicher Verpflichtungen gegenüber dem Staat verwendet werden darf. Diese sind zweifelsohne begünstigende Umstände, um die Absatzfähigkeit durch eine Steigerung der allgemeinen Akzeptanz des Papiergeldes zu fördern.
Dennoch müssen die anderen Effizienzkriterien ebenfalls bedient werden. Ein allein durch Zwang auferlegtes Zahlungsmittel könnte aufgrund seiner Ineffizienz niemals langfristig überdauern. Es würde unweigerlich aus dem Umlauf zunehmend verschwinden und durch eine effizientere Form des Geldes ersetzt werden. Der Markt wird naturbedingt immer die effizienteste Form des Geldes präferieren. Die Akzeptanz von Geld und den Staat als Totalität darzustellen, ist daher strikt abzulehnen. Auch hier dient Bitcoin als eindrucksvolles Beispiel dafür.
Buchgeld als Vorreiter des immateriellen Geldes
Mit dem zunehmenden internationalen Handel, der damit verbundenen Verschiebung von Kapital weltweit und dem Ausbau des Bankensektors, war es nur eine Frage der Zeit, bis jede Form von materiellen Geld aufgrund seiner hohen Transport- und Haltungskosten, sowie seiner unzulänglichen Teilbarkeit zunehmend von einer Form des Geldes verdrängt wird, welche diese Effizienzkriterien besser erfüllt. Die Rede ist von Buchgeld.
Kennzeichnend für das Buchgeld ist, dass es sich hierbei ebenfalls um Kreditgeld handelt. Es entsteht aus den Aktivgeschäften der Banken und ist auf Grund dessen im Gegensatz zu unserem Bargeld bis heute ein privates Geldphänomen. Daher besteht für die Gläubiger auch kein Annahmezwang von Buchgeld. Aufgrund seiner hohen Absatzfähigkeit wird Buchgeld allerdings von jedem rationalen Entscheidungsträger akzeptiert, der über die dafür notwendigen technischen Mittel verfügt.
Das Bankensystem gewährleistet den Umlauf des Buchgeldes. Es stellt mittels Bankkonten und Giroverkehr die dafür nötige Infrastruktur bereit. Gleichzeit ermöglicht diese Infrastruktur eine effizientere Transportierbarkeit. Buchgeld ist gegenüber Bargeld diebstahl- und verlustsicherer und selbst die Verschiebung von größeren Summen an Geld ist über größere Distanzen wesentlich effizienter als mit jeder Form von materiellem Geld.
Der zunehmende Geldschöpfungsprozess in Form von Buchgeld durch die Banken erweckte dadurch unweigerlich die Aufmerksamkeit der Zentralbanken. Insbesondere bedingt durch die Bemühungen der Zentralbanken die Geldmenge zu kontrollieren, aber auch durch die Absicht eine staatliche Bankenaufsicht zu etablieren. Diese Bemühungen führten letzten Endes zu unserem heutigen modernen Geldsystem. Dieses teilt sich grob in drei Akteursgruppen auf:
- staatlichen Zentralbanken,
- privaten Banken
- und dem Publikum.
Dabei besteht zwischen diesen im Kontext der Einflussnahme auf das Geldsystem in der Reihenfolge ihrer Aufzählung eine klare Hierarchie. Einige glauben allerdings, dass diese Hierarchie Gegenstand eines sich abzeichnenden Umbruches sein könnte. Anhänger dieser Theorie glauben, dass digitales Geld als neueste Geldform diesen Umbruch auslösen wird. Zu dieser Art des Geldes zählt auch Bitcoin.
Digitales Geld: der Zeitgeist des 21. Jahrhunderts
Am Ende des 20. Jahrhunderts entstand bedingt durch die Digitalisierung eine ebenfalls stofflose, aber neue Form des Geldes: das digitale Geld.
Das digitale Geld ist eine Idee, die den Zeitgeist unserer Gesellschaft aufgreift. Treiber dieser Initiative ist der expandierende Bereich des E-Commerce. Weltweit ringen Unternehmer und Institutionen darum, Zahlungsmittel zu entwickeln, welche die neuen Ansprüche einer zunehmend digitalisierten Welt effizienter bedienen können als die bisherigen. Das digitale Geld kann grob in die Kategorien Kartengeld und Netzwerkgeld aufgeteilt werden. Beide Formen basieren auf verschlüsselten Ziffernfolgen, die elektronisch übertragen und verarbeitet werden können. Dennoch unterscheiden sie sich in einigen wesentlichen Dingen.
Unter die Kategorie Kartengeld fallen Karten mit einem integrierten Mikroprozessor, auf dem vorbezahlte Werteinheiten abgespeichert werden können. Diese Werteinheiten werden von geeigneten Sichteinlagen auf den Chip heruntergeladen. Deutlich davon abzugrenzen sind EC- und Kreditkarten, welche ausschließlich einen effizienteren Zugriff auf das Buchgeld darstellen.
Die zweite Kategorie stellt das Netzwerkgeld dar. Formen von Netzwerkgeld werden auf Computerfestplatten gespeichert und sind softwaregestützte Produkte. Die Übertragung von Kaufkraft erfolgt über ein digitales Netzwerk. Die Werteinheiten innerhalb dieses Netzwerkes unterscheiden sich zudem von dem des Kartengeldes. Diese müssen nicht notwendiger Weise in einer nationalen Landeswährung ausgegeben werden. Typischerweise hat jedes dieser Netzwerke eine privat erfundene Werteinheit, auch Token genannt. Des Weiteren unterliegt dieses Netzwerkgeld meistens einem eigenen Geldschöpfungsprozess und wird von privaten Emittenten ausgegeben. Bitcoin fällt ebenfalls in diese Kategorie.
Das Huhn-Ei-Dilemma von digitalem Geld
Digitales Geld steht insbesondere bei der Erfüllung der Hauptfunktion jeden Geldes, als allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel zu fungieren, vor einer entscheidenden Hürde. Bei der Einführung ihres eigenen Geldes stehen die Emittenten vor einem „Huhn und Ei”-Problem.
Für Händler stellen Investitionen in neue Geräte, die für die Annahme von Zahlungen erforderlich sind, ein erhebliches Risiko dar, solange die Anzahl an Anwendern für diese neue Zahlungsart nicht eine kritische Masse erreicht hat. Auf der Gegenseite ist es schwer Anwender für eine Zahlungsart zu gewinnen, die nicht eine weitverbreitete Akzeptanz und die dafür nötige Infrastruktur findet.
Dieses Dilemma entsteht dadurch, dass jede Form von Geld, genauso wie Produkte und Dienstleistungen wie beispielsweise Telefone, Faxgeräte und E-Mails, Netzwerkgüter darstellen. Die Anzahl der Anwender hat dabei Einfluss auf die Qualität des Produktes und im Falle von Netzwerkgeld damit auf den Erfüllungsgrad einiger Effizienzkriterien von Geld.
Typische Netzwerkgüter haben isoliert betrachtet wenig oder gar keinen Wert. Ihr Wert und der jeder Geldform hängt letzten Endes davon ab, wie viele Akteure sie auch verwenden. In diesem Sinne hat Geld eine große Gemeinsamkeit mit einer Sprache.
Bitcoin ist die Sprache unserer Generation
Durch den starken Anstieg des E-Commerce und eine zunehmende Digitalisierung der Welt ist es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis verschiedene innovative Geldformen, die auf digitalen Daten basieren und von privaten Marktakteuren ausgegeben werden, in einen direkten Wettbewerb zu staatlich genehmigten Banknoten und Girokonten treten. Der Anreiz für Innovationen in diesem Bereich liegt in der Aussicht auf Seigniorage, getreu dem Motto: money can be made by making money.
Viele sind darum bemüht, ihre eigene Version und Vision von digitalen Geld zu designen, zu verwirklichen und zu fördern. Von zentraler Bedeutung wird dabei die Fähigkeit dieser Unternehmen und Banken sein, attraktive und vor allem glaubwürdige Ökosysteme zu entwickeln, auf deren Grundlage neu geprägte digitale Einheiten ausgegeben werden. Vertrauen wird dabei einen entscheidenden Faktor spielen. Einer Faktor, den lediglich die Blockchain-Technologie wie die von Bitcoin nichtig macht.
Mittlerweile gibt es tausende Währungen, die sich die Blockchain-Technologie zu nutze machen wollen. Die wenigsten von ihnen werden auch nur die nächsten Jahre überdauern. Gleich wenn der Geldhistoriker Jack Weatherford vorhergesagt hat, dass zukünftig tausende Währungen koexistieren werden, ist das mit relativer Sicherheit unwahrscheinlich.
Seine Prognose vernachlässigt die Macht von Skaleneffekten. Eine geringe Anzahl an Währungen wird gegenüber einer Vielzahl an verschiedenen Währungen immer bevorzugt werden. Damit verhält es sich bei Geld wie bei Sprachen. Je mehr Menschen eine Sprache sprechen, desto wertvoller ist es, diese Sprache zu sprechen. Umso mehr Menschen das gleiche Geld benutzen, desto effizienter wird der Handel untereinander. Je größer das Transaktionsnetz ist, desto größer sind die Skaleneffekte, die sich aus dessen Nutzung ergeben und desto größer ist der Anreiz, die Gesamtanzahl verschiedener Währungen zu verringern. Bitcoin ist die größte dezentrale Währung der Welt und bereits aus diesem Grund alleine wird voraussichtlich keine andere Währung die Nische dezentrales Geld so gut zu bedienen, wie es Bitcoin bereits tut.
Effizienzkriterien von Bitcoin
Der Aufstieg Bitcoins ist nicht einzig und allein durch seinen dezentralen Charakter bedingt gewesen. Wie bereits geschrieben, gibt es 9 verschiedene Effizienzkriterien von Geld, die dessen Nachfrage situationsabhängig bestimmen: den Nutzwert, die Haltbarkeit, die Wertstabilität, die Erkennbarkeit, die Homogenität, die Geschwindigkeit, die Transportierbarkeit, die Anonymität und die Teilbarkeit.
Seine physische Haltbarkeit ist die Grundvoraussetzung dafür, dass es als Wertaufbewahrungsmittel dienen und zu einem späteren Zeitpunkt als Tauschmittel verwendet werden kann. Bitcoin als immaterielles Gut erfüllt diese Voraussetzung besser als jedes materielles Gut.
Entscheidender ist allerdings dessen Wertstabilität. Während die physische Integrität über die Zeit hinweg eine Notwendigkeit darstellt, ist sie unzureichend, um den Wert einer Sache vor einem Verfall zu schützen.
Traditionell basierte die Wertstabilität auf einem unveränderten intrinsischen Wert des jeweiligen Warengeldes. Dazu gehört eine konstante Kaufkraft des Geldes über die Zeit hinweg. Damit ein Gut seinen Wert aufrechterhalten kann, ist es notwendig, dass dessen Angebot innerhalb der Zeit, in der es gehalten wird, nicht zu drastisch ansteigt. Eine gemeinsame Charakteristik von Geldformen in der Vergangenheit ist dementsprechend das Vorhandensein von Mechanismen, welche die Produktion von neuen Einheiten dieses Gutes hemmen, um den Wert der bereits existierenden Einheiten zu erhalten. Die relative Schwierigkeit für die Produktion von neuen monetären Einheiten definiert die Härte des Geldes.
Bitcoin: das zukünftig härteste Geld der Welt
Die Härte des Geldes wird durch die Relation seines quantitativen Angebotes (Stock) und der Menge an Einheiten ausgedrückt, die in der nächsten Periode produziert werden (Flow). Je höher das Stock/Flow-Verhältnis ausfällt, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Gut über die Zeit hinweg seinen Wert hält.
Wann immer eine natürliche, technologische oder politische Entwicklung einen schnellen Anstieg der quantitativen Produktion eines monetären Gutes zur Folge hat, verliert dieses seinen monetären Status und wird durch ein anderes Tauschmittel ersetzt, welches ein zuverlässigeres Stock/Flow (SF)-Verhältnis aufweist.
Gold hat mit 62 den höchsten SF-Wert. Dieser Wert sagt aus, dass es 62 Jahre der Produktion braucht, um den aktuellen Goldbestand zu produzieren. Silber hat einen SF-Wert von 22. Diese hohen SF-Werte haben sie zu monetären Gütern über Jahrtausende gemacht. Gleichzeitig zeigt die Kennzahl, dass Gold und Silber monetäre Güter von unterschiedlicher Qualität sind.
Bitcoin weist aktuell einen SF-Wert von 50 auf. Seine Besonderheit ist, dass sich durch das Bitcoin Halving, bei dem seine Inflationsrate jeweils halbiert wird, sein SF-Wert alle 4 Jahre verdoppelt. In 2024 wird Bitcoin einen SF-Wert von 100 aufweisen und damit zu der härtesten Form von Geld werden.
Die Erkennbarkeit von Geld ist in diesem Zusammenhang ebenfalls ein weiteres wichtiges Effizienzkriterium. Geld muss für seine Anwender leicht von Imitationen zu unterscheiden sein. Dies ist von elementarer Bedeutung, um einer ungewollten Erhöhung der Geldmenge und damit verbundenen Entwertung von allen bereits vorhandenen Einheiten vorzubeugen. Bitcoin ist aufgrund seiner zugrunde liegenden Blockchain-Technologie nicht zu fälschen.
Die Homogenität des Geldes ist in diesem Zusammenhang ebenfalls ein zu berücksichtigendes Kriterium. Dieses besagt, dass alle Geldeinheiten mit derselben Kaufkraft von gleicher Beschaffenheit sein müssen, um deren einheitlichen Wert klar zu deklarieren. Die digitale Natur von Bitcoin setzt voraus, dass jede Einheit absolut gleich ist.
Ein globales Design
Neben der Haltbarkeit gibt es ein weiteres Effizienzkriterium mit einer zeitlichen Komponente: die Geschwindigkeit. Zeit stellt ein knappes und für viele Marktakteure sensibles Gut dar. Die Zeit, die zur Wertübertragung benötigt wird, fließt als eine kritische Komponente direkt in die Transaktionskosten eines Tauschhandels ein. Insbesondere in Kontext grenzüberschreitender Transaktionen stellt die Geschwindigkeit des Transfers ein präferiertes Effizienzkriterium für die Auswahl der Form des Geldes dar. Der internationale Handel erhebt den Anspruch, Wert über große Distanzen hinweg in kürzester Zeit zu übertragen. Bitcoin ist im Vergleich zu vielen traditionellen internationalen Geldtransfers bereits jetzt um ein Vielfaches schneller. Lösungen wie das Lightning-Netzwerk versprechen sogar Bitcoin-Transaktionen in Sekundenschnelle rundum den Globus.
Die relative Absatzfähigkeit über den Raum hinweg formuliert die Notwendigkeit eines weiteren Effizienzkriterium: das der Transportierbarkeit. Die Lösung dieses Problems liegt in einer möglichst einfachen Transportierung eines Gutes und in der Möglichkeit, es an einer Person mitzuführen. Bitcoins auf einer digitalen Wallet sind ein stetiger unsichtbarer Wegbegleiter. Die Menge an Bitcoins spielt dabei keinerlei Rolle.
Bitcoin als Substitut zu Bargeld
Die Sicherheit beim Transport des Geldes ist ebenfalls ein entscheidender Faktor. Um ihre Risiken zu minimieren, werden rationale Entscheidungsträger jenes Gut bevorzugen, welches das größte Maß an Sicherheit vor Verlust und Diebstahl bietet, während ihm der dafür zu zahlende kleinste Aufwand gegenübersteht.
Des Weiteren fließt das Effizienzkriterium der Anonymität ebenfalls in das Maß an Sicherheit mit ein, welche eine Geldform seinem Träger gewährt. Insbesondere die durch den technologischen Fortschritt bedingte Möglichkeit autoritärer Gewalten Transaktionen zurückzuverfolgen, macht dieses Kriterium für viele Wirtschaftsakteure zu einem der bedeutendsten.
Bitcoin ist zwar nur pseudo-anonym, erfüllt bei richtiger Handhabung dieses Kriterium aber nahezu so gut wie Bargeld.
Abschließend ist die Teilbarkeit ein weiteres entscheidendes Effizienzkriterium für Geld, um hinreichend als effiziente Recheneinheit dienen zu können. Alle Preise müssen in Geld ausdrückbar sein und zwar solchermaßen, dass möglichst kein Restwert unberücksichtigt bleibt. Geld muss daher in ausreichend kleine Wertträger aufgeteilt werden können, beziehungsweise sich zu ausreichend großen Beträgen aufsummieren lassen. Auch hierbei hilft Bitcoins digitale Natur dieses Effizienzkriterium besser zu bedienen, als jede traditionelle Form von Geld. Ein Bitcoin kann in 100.000.000 Satoshi unterteilt werden, sodass sich selbst Mikro-Beträge mühelos in der Einheit BTC aufgeteilt und aufsummiert werden.
Fazit
Wer sich jemals gefragt hat, was hinter dem Aufstieg von Bitcoin steckt, weiß nun, dass es sich hier nicht um eine einfache spekulative Blase handelt. Es ist auch nicht allein sein dezentraler Charakter zu verdanken, wenngleich er diesem mit Sicherheit zu dem Platzhirsch einer neu geschaffenen Nische von Geld gemacht hat. Vielmehr ist es aber die Summe seiner einzelnen Effizienzkriterien, die wie bei jeder anderen Form von Geld darüber entscheidet, ob sich Bitcoin gegenüber seiner Vielzahl an Wettbewerbern langfristig behaupten kann. Wie ich in diesem Artikel hoffentlich ausreichend demonstrieren konnte, machen eben diese Kriterien Bitcoin zu einer neuen und langlebigen Form des Geldes.
Vielmehr noch ist daraus ein neuer Wettbewerber resultiert, der die Fähigkeit besitzt, das gesamte globale Finanzsystem zu disziplinieren. Es ging niemals darum das alte Finanzsystem zu ersetzen sondern lediglich zu diversifizieren und Diversifikation ist stets erstrebenswert. Die genetische Diversität bildet die Basis für die genetische Fitness zu der Vitalität, Krankheitsresistenz und Fruchtbarkeit zählen. Eine gesunde Ernährung setzt eine Diversität in der Einnahme von Nahrungsmitteln voraus. Eine Diversifizierung wird eigentlich in jedem Aspekt unseres Lebens empfohlen. Außer vielleicht dann, wenn es um die Ehe geht. In jedem Fall aber, wenn wir über Geld sprechen.
Marktteilnehmern muss eine große Bandbreite an Auswahlmöglichkeiten gewährleistet werden, um die Effizienz von Geld per se zu gewährleisten. Geld, das sich keinem Wettbewerb gegenübersieht, neigt dazu ineffizient zu werden. Ineffizientes Geld kann zu der Vernichtung des Wohlstandes ganzer Generationen führen und in Krieg und Elend enden. Die Effizienz des Geldes ist daher eine Notwendigkeit und genau aus diesem Grund ist Bitcoin notwendig.
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