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PEPE und die Reise nach Jerusalem: Memecoins und ihr Preisverhalten richtig verstehen

Von Mister Coinlover-Mai 8, 2023

Der PEPE Token hat ein paar wahnsinnige Wochen hinter sich gebracht. Die Marktkapitalisierung der Memecoin ist von quasi “0” auf 1,8 Milliarden US-Dollar innerhalb von nur 21 Tagen gestiegen. Damit hat sich PEPE in die Top 50 der Kryptowährungen bewegt, wenn auch nur für kurze Zeit.

Seit diesem bisherigen Allzeithoch ist der PEPE Kurs um nur 50 % eingebrochen und das innerhalb eines Tages. Die Frage ist, wie es sein kann, dass ein Kurs derart schnell in sich zusammenbricht. Die Antwort darauf beinhaltet eine Lektion in Sachen Liquidität und ein uns allen altbekanntes Spiel mit dem Namen: Reise nach Jerusalem.

INHALT
  • Offene und bereits realisierte PNL-Position geben tiefe Einblicke in das Verhalten der Händler
  • Das zweischneidige Schwert von liquiditätsbedingten Engpässen
  • Die wichtigsten Lektionen für den Handel illiquider Vermögenswerte wie PEPE

Das Verhalten der Händler von PEPE

Die folgende Erklärung gilt nicht nur für alle Memecoins, sondern alle Kryptowährungen und darüber hinaus alle handelbaren Vermögenswerte weltweit. Es ist eine Lektion in Sachen Liquidität und Spieltheorie. Wir nehmen hier den PEPE Kurs und Token lediglich als Beispiel, da es sich aufgrund seines Erfolges und der Aktualität anbietet und wir das unverschämte Glück besitzen, eine Analyse hierzu vorliegen zu haben. Dadurch können wir das Ganze anhand von Zahlen praxisnah verdeutlichen.

Die Analyse von PEPE, der wir uns hier exemplarisch bedienen wollen, stammt von einem Daten-Analysten auf Twitter. Darin hat er die realisierten und nicht realisierten Gewinn- und Verlustpositionen (PNL) der Halter des PEPE Tokens am 6. Mai unter die Lupe genommen.

Gewinn und Verlust Positionen der Halter von PEPE

Realisierte und nicht realisierte PNL-Positionen. Quelle: @thiccythot_ auf Twitter

Nicht realisierte PNL-Positionen repräsentieren Wallets mit nicht verkauften PEPE Token, bewertet zu dem damals aktuellen PEPE Kurs. Realisierte PNL-Positionen ergeben sich aus Wallets, die PEPE für Ether (ETH) zum Zeitpunkt der Analyse bereits verkauft hatten.

Der Analyst stellte fest, dass bereits 160 Millionen US-Dollar in Form von ETH (hauptsächlich als Gewinne) von PEPE-Händlern realisiert wurden. Dabei stammten diese realisierten PNL-Positionen fast ausschließlich von Händlern, die in der ersten Woche die Memecoin gekauft hatten. Händler, die hingegen PEPE erst in der letzten Woche gekauft hatten, realisierten nur PNL-Positionen mit einem Gegenwert von etwa 10 Millionen US-Dollar.

Die ersten Erkenntnisse, die daraus gewonnen werden können, sind nicht allzu überraschend. Die erste Erkenntnis ist, dass hier also hauptsächlich diejenigen Geld gemacht haben, die relativ früh die Memecoin gekauft haben. Die zweite Erkenntnis lautet, dass Späteinsteiger, wie solche, die in der letzten Woche PEPE gekauft haben, eventuell dazu neigen, ihre Token zu lange zu halten.

Das ist insofern interessant, da der PEPE Kurs in dieser letzten Woche um 1.185 % gestiegen ist. Damit dürften sich viele dieser Späteinsteiger ebenfalls ordentlich im Profit befunden haben. Während diese aber diese Preisrallye größtenteils ausgesessen haben, zeigt die Auswertung, dass erfahrenere Händler sie ausgenutzt haben, um den größten Teil ihrer Profite zu realisieren.

Graph zeigt, dass die meisten Profite während der PEPE Kurs Rallye realisiert wurden

Realisierte PNL-Positionen auf der Zeitachse. Quelle: @thiccythot_ auf Twitter

Ein Liquiditätsengpass lässt alle PEPE-Halter eine Reise nach Jerusalem spielen

Zu dem Zeitpunkt der Analyse betrug die Marktkapitalisierung von PEPE rund 1,2 Milliarden US-Dollar. 160 Millionen US-Dollar wurden bereits als Wert aus der Memecoin in Form von ETH extrahiert und stellten größtenteils die realisierten Gewinne dar.

Die Frage an dieser Stelle lautete: Wie viel mehr Gewinne können realisiert werden, bevor sich der Durchschnittspreis aller Käufe im Verlust befindet?

Der Analyst kalkulierte anhand der Liquidität, dass sich jeweils 25 Millionen US-Dollar auf den dezentralisierten und zentralisierten Krypto Börsen als Profite realisieren lassen. Das bedeutete, dass sich zu dem Zeitpunkt bis zu 50 Millionen US-Dollar an Gewinnen realisieren ließen. Danach würde der dadurch entstehende Verkaufsdruck den PEPE Kurs auf ein Preisniveau runterdrücken, das sich unter dem durchschnittlichen Kaufpreis aller Händler bewegt.

Da die Memecoin PEPE selbst keine Einnahmen generiert, liegt der einzige Weg, wahren Wert aus dem Token zu extrahieren darin, ihn zu verkaufen. Schlussfolgernd buhlte bereits zu dem Zeitpunkt der Analyse ein nicht realisierte PEPE-Wert in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar um etwa 50 Millionen US-Dollar an profitabler Exit-Liquidität. Was daraus resultiert, ist ein Spiel, das der Reise nach Jerusalem gleicht. Nur das hier die Einsätze extrem hoch sind.

Memecoins handeln: Lektionen, die uns PEPE lehrt

Zusammenfassend können wir hier also einige wichtige Erkenntnisse mitnehmen. Einige davon sind recht offensichtlich gewesen. Andere davon sind es eventuell weniger gewesen.

Liquiditätsbedingte Engpässe funktionieren als parabolische Preisbewegungen in beide Richtungen. Der Preis und die daraus resultierende Marktkapitalisierung sind keine absoluten, sondern relative Größen.

Sie dienen als zusätzlicher Hebel für das Angebot und die Nachfrage. Dadurch vergrößert sich schnell das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, welches letzten Endes in großen und ruckartigen Preisbewegungen in beide Richtungen resultiert.

Diesem Konzept bedienen sich im Übrigen nicht nur Memecoins wie PEPE. Es wird in ähnlicher Form auch oftmals von anderen Projekten durchgeführt.


Lies auch: Ethereum News: Wie der Memecoin-Hype die bullische Narrative von ETH befeuert


Die wichtigste Lektion, die sich hier allerdings mitnehmen lässt, ist die folgende. Wenn Du Memecoins handelst oder ähnlich illiquide Vermögenswerte, führe Dir immer vor Augen, dass Du Dich stetig in einem Spiel mit allen anderen Händlern befindest. Dieses Spiel lautet “Eine Reise nach Jerusalem”, wobei die darin begrenzten Sitzplätze der Exit-Liquidität für einen profitablen Ausstieg gleicht.

Händler müssen sich dadurch einem höchst emotionalen und riskanten Spiel stellen. Zu frühe Verkäufe werden oftmals als Opportunitätskosten in Form von entgangenen Gewinnen wahrgenommen. Zu späte Verkäufe resultieren hingegen in unwiderlegbaren Verlusten.

Entsprechend müssen Händler primär ihre Gier in Schach halten und früh genug Profite realisieren. Ihr Risiko nicht nur ihren unrealisierten Profit sondern auch ihren Einsatz zu verlieren, steigt und sinkt nämlich exponentiell mit dem wachsenden Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage.

Zu dem Thema Risiko haben wir in unserem Telegram-Channel erst kürzlich eine Erklärung verfasst, die Du hier nachlesen kannst. Sie soll Dir dabei helfen, Deine Wahrnehmung von Risiko zu verbessern und damit Dein Risiko besser zu managen.


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